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Dein Lese-Letter zur Wochenmitte
Kalenderwoche 29/2025
Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Die Verleger fordern bekanntermaßen die Abschaffung der Mehrwertsteuer – eine unabhängige Initiative zeigt derweil auf, wie eine moderne Presseförderung wirklich aussehen kann (Editorial)
► Es braucht mehr als nur ein Abo – Alexandra Borchardt hat Profile zahlungsbereiter Zielgruppen identifiziert und erklärt, wie Publisher sie ansprechen können (direkt zum Artikel)
► Kucklick geht, Nachfolge steht: Die Neubesetzung an der Spitze der Nannen-Schule ist ein wichtiges Bekenntnis – zumindest aus Sicht des Stern (direkt zum Artikel)
► Über eine Nachfolge hat auch die Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung bestimmt – wer neuer Politikchef werden soll, weshalb die Personalie aber noch auf dem Prüfstand steht (direkt zum Artikel)
► Als Bild sein Ausscheiden verkündete, wussten Medieninsider bereits, wohin es ihn zieht – was Sportchef Matthias Brügelmann bei Red Bull machen wird (direkt zum Artikel)
► Neu im Seminarprogramm: Interviews geben statt führen – für Journalisten, die auch PR machen oder als Experten gefragt sind mit Claudia Bender (zur Eventübersicht)
► Was haben Helene Fischer, Herbert Grönemeyer und Michael Schumacher gemeinsam? Sie tragen das bayerische Verdienstkreuz und wurden von Tanja May in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt – die nun von Markus Söder ausgezeichnet wurde (am Ende des Newsletters)
► Community: Wir haben unsere Leser nach ihrer Einstellung zum Tarifvertrag für Journalisten gefragt (zum Ergebnis und zur neuen Umfrage)
So sieht eine moderne Presseförderung aus
Manchmal braucht man etwas Abstand, um Dinge klarer zu sehen. Wenn diesen Abstand dann auch noch Personen haben, die durchaus unabhängig sind und in ihren jeweiligen Bereichen eine gewisse Kompetenz vorzuweisen haben, entstehen gute Ideen. So geschehen bei der „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“.
Für den Think Tank mit dem etwas sperrigen Namen haben die vier Stiftungen Fritz Thyssen, Hertie, Mercator und Brucerius/Zeit die beiden ehemaligen Bundesminister Peer Steinbrück (SPD), Thomas de Maizière (CDU), den ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle und die Medienmanagerin und Multi-Aufsichtsrätin Julia Jäkel zusammengebracht. Ihr Auftrag: über nichts Geringeres nachzudenken als eine moderne Staatsreform. Das Ergebnis: Ein etwa 115-seitiger Bericht, in dem sich auch einige Gedanken wiederfinden, die Auswirkungen auf den Medienbetrieb haben könnten – vor allem durch Regulierung der Plattformkonzerne und ihrer sozialen Netzwerke:
„Dem demokratiegefährdenden Einfluss sozialer Medien ist entgegenzuwirken.“
Wie das aussehen könnte? Auch hier haben die Experten Impulse:
► Abschaffung der Haftungsfreistellung
► Anwendung des Presse- und Kartellrechts
► Verpflichtung zur Bekämpfung von Desinformation und Bevorzugung vertrauenswürdiger Inhalte.
Maßnahmen wie diese würden Journalismus stärken. Algorithmen würden eher darauf ausgerichtet sein, qualitativ wertvolle Inhalte zu bevorzugen und nicht nur auf Empörungstreiber setzen. Eine Anwendung des Presse- und Kartellrechts würde Plattformen auf eine Stufe mit Verlagen und ihren journalistischen Angeboten stellen, Plattformen hätten die gleichen Regeln zu befolgen. Der Schlüssel führt über die Haftungsfreistellung, die Meta, YouTube und Co. genießen. Sie befreit die Plattformen von ethischer und vor allem rechtlicher Verantwortung. Sie ist ein Fake-News-Privileg, das sich wirtschaftlich rentiert. Unser Kolumnist Hermann von Engelbrechten hat das bereits im vergangenen Jahr bestens beschrieben:
„Warum diese Ausführungen zur Haftungsfreistellung? Ganz einfach: Weil das gesamte Geschäftsmodell der Netzwerkplattformen ohne sie in sich zusammenbrechen würde. Aktuell sieht die Rechtslage vor, dass die Plattformen illegale Hassrede und Falschnachrichten entfernen müssen, sobald sie Kenntnis davon erlangen. Von etwaigen Schadensersatzansprüchen wegen gesetzeswidriger Nutzerinhalte sind sie aber grundsätzlich freigestellt. Wären sie das nicht, würden die Plattformen mit Sammelklagen überhäuft. Diese Freistellung führt dann aber dazu, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste die Aufmerksamkeitsökonomie füttern, die Grenzüberschreitungen geradezu herausfordert. Merke: Das Fundament, auf dem die Netzwerkplattformen ihre Marktmacht stützen, ist die Haftungsfreistellung.“
Kurzum: Die Initiative für einen handlungsfähigen Staat zeigt, wie eine moderne Presseförderung aussieht – ganz ohne Geld vom Staat.
Überzeugende Antworten, klare Botschaften und mit kritischen Fragen souverän umgehen – das üben wir in diesem Seminar kurz, knackig, effektiv. Für Journalisten, die auch PR machen oder als Expertinnen gefragt sind. Für Seitenwechsler und Seiteneinsteiger. Für Verlagsmitarbeitende und alle, die üben wollen, wie es ist, Fragen gestellt zu bekommen. Mit gemeinsamer Analyse und praktischen Übungen.

► Leiter:in für den Bereich Innovationstransfer und Kommunikation beim Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ)
► Korrespondent (d/m/w) Landespolitik Thüringen bei MADSACK Mediengruppe
Du möchtest dein Stellenangebot auch hier platzieren? Schreib an [email protected]

► KI-Insider: Das Tool-Update für Medien und Content
monatliches Seminar mit Patrick Egger
1. Termin: Dienstag, 2. September 2025 von 12:00 - 13:30 Uhr
► Auf der anderen Seite: Interviews geben statt führen
Seminar mit Claudia Bender
Dienstag, 16. September 2025 von 18:00 - 20:00 Uhr
► AI-Agents – So baust du dir deinen eigenen digitalen Assistenten
Seminar mit Patrick Egger
Dienstag, 23. September 2025 von 10:00 - 13:00 Uhr
Alle Veranstaltungen findest du auf medieninsider.com/events

► Das Reichelt-Portal Nius wurde gehackt, anschließend zahlreiche Daten zahlender Abonnenten veröffentlicht – Lars Wienand von T-Online berichtet ausführlich und gibt Einblicke in den Umsatz (mehr erfahren)
► Für die Taz berichtet Nicholas Potter ausführlich über die „Abgründe eines Imperiums“ und meint damit den Berliner Verlag von Holger Friedrich. Die Chefredaktion der Berliner Zeitung reagiert mit einer ebenfalls langen, aber wirren Gegenrede (zur Taz, zur Berliner Zeitung)
► Die ARD verwirft laut eigener Aussage die Pläne für eine Tagesschau in 30 Minuten, schickt ein daran angelehntes Format aber bei Tagesschau24 auf Sendung (mehr erfahren)
► Die Aufsichtsgremien der ARD haben gemeinsame Regeln für die Vergütung von außertariflich Beschäftigten wie Intendanten und Direktoren beschlossen. Künftig sollen Ruhegelder und Boni „grundsätzlich entfallen“. Abfindungen müssen direkt im Arbeitsvertrag festgelegt sein und werden bei zwölf Monatsgehältern gedeckelt (mehr erfahren)
► Staatstrojaner in Europa: Netzpolitik dokumentiert den Fall des italienischen Journalisten Francesco Cancellato, der offenbar ausgesphäht wurde (mehr erfahren)
► Schweizer Universitäten launchen ein Large Language Modell, das Schweizer Datenschutz- und Urheberrechtsgesetze sowie die EU-Vorgaben für KI berücksichtigen will (mehr erfahren)
► In Österreich geht der Streit über die Zulässigkeit des „Pur-Abos“ vor das Bundesverwaltungsgericht – wie der Standard in eigener Sache berichtet, könnte die Entscheidung europaweit Auswirkungen haben (mehr erfahren)
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May o mei
Es gibt nicht viele Wege, die wertvolle Arbeit zahlreicher Träger des bayerischen Verdienstordens zu entwürdigen. Markus Söder hat aber einen ganz besonderen gefunden.
Vergangene Woche zeichnete der Ministerpräsident Bayerns 63 Menschen mit der höchsten Auszeichnung seines Freistaates aus. Nur 2000 lebende Personen dürfen das Verdienstkreuz gleichzeitig tragen. Eine von ihnen heißt nun Tanja May.
Tanja May, gebürtig aus Hessen, ist nicht bekannt dafür, bayerisches Traditionshandwerk aufrechtzuerhalten, sich für Opfer weiblicher Genitalverstümmelung einzusetzen oder mit einer Hundestaffel in Trümmern nach Opfern zu suchen und Menschenleben zu retten. Auch hat sie weder künstlerische noch sportliche Erfolge nachzuweisen, wie die Ordensträger Helene Fischer, Herbert Grönemeyer oder Michael Schumacher. Dafür hat Tanja May aber schon die Persönlichkeitsrechte und Intimsphären aller drei verletzt. Wenn man so will, befasst sich die stellvertretende Chefredakteurin und Unterhaltungschefin von Bild also regelmäßig mit der Menschenwürde – und beweist, für wie antastbar sie sie hält.
► Über den 2013 bei einem Skiunfall verunglückten Schumacher berichtete sie einige Jahre später beispielsweise fälschlicherweise wieder, dass er gehen könne.
► Grönemeyer setzte sich schon mehrfach gegen Berichterstattung unter ihrer Verantwortung Mays durch, die Falschaussagen enthielt und seine Privatsphäre verletzte.
► Gleiches war auch bei Fischer der Fall, von der Paparazzi-Fotos mit ihrem ungeborenen Baby veröffentlicht wurden. 2021 setzte sie sich gerichtlich auch gegen einen May-Bericht über mutmaßlich Todesfälle in Fischers Umfeld durch.
Vielmehr als Missstände aufzudecken, produziert die Boulevardjournalistin also lieber eigene. Gemessen an den Bild-internen Regeln ist sie zudem selbst ein wandelnder Interessenskonflikt, bei Übermedien könnten sie aufgrund ihrer zahlreichen Vergehen glatt ein Ressort nach ihr benennen. Tanja May braucht kein Verdienstkreuz ans Rever geheftet. Vielmehr sollte man ihr einen Presserechtler oder einen Ethiker auf den Rücken schnallen. Wer das schafft, hat den Orden mehr als verdient.
Im Übrigen hat neben Tanja May auch Robert Pölzer den Verdienstorden verliehen bekommen. Pölzer ist Chefredakteur der Bunten, wo er jahrelang mit May zusammengearbeitet hat.
Ist der Bayerische Verdienstorden für Journalisten wie Tanja May und Robert Pölzer gerechtfertigt? |
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In der vergangenen Woche hatte ich gefragt:

Viele Grüße
Marvin
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