Lese-Letter 5/2023

Freiheitskämpfer Ulf Poschardt, Tipps für Mitarbeiterbindung, Rums erweitert Geschäftsmodell, TikTok-Charts

Hallo !

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:► Wo für Ulf Poschardt die Grenzen der Freiheit liegen

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Wer nach einer neuen Symbolfigur der Freiheit sucht, findet sie bei der Welt. Kein Journalist in Deutschland stilisiert sich so sehr als Freiheitskämpfer wie ihr Chefredakteur. Er und seine Zeitung sind sie letzte Bastion des liberalen Denkens und Handelns. Ulf Poschardt unternimmt einiges, damit auch andere das glauben.

„Ohne Freiheit ist alles nichts“, schrieb er jüngst in einem – na klar – Kommentar. Das gilt auch für seine Tweets. Fast jeden zweiten Tag im Januar tauchte der Begriff in einem seiner Kurznachrichten auf – das Emoji mit der Freiheitsstatue nicht mitgerechnet. Als bekanntlich einziges Medium (weltweit?) leistet sich die Welt eine Chefreporterin Freiheit. Sie verteidigt in Poschardts Auftrag, was uns Wokies, Veganer und Klimaschützer ihrer Ansicht nach nehmen wollen.

Poschardts Kampf für die Freiheit ist unerbittlich. Man könnte ihn fast für aktivistisch halten.

Doch alles hat seine Grenzen. Auch die Freiheit. Auch bei Ulf Poschardt. Nämlich dann, wenn es um ihn selbst geht.

So lässt sich der Chefredakteur in jüngerer Vergangenheit nicht mehr allein dazu hinreißen, laut über vermeintliche Anti-Freiheitskämpfer und ebenso vermeintliche Welt- und Springer-Feinde zu wüten. Er nimmt auch die Leute aus den eigenen Reihen ins Visier.

Poschardt sprach in Redaktionsrunden zuletzt immer wieder die Berichterstattung von Medieninsider über die Welt an und erwähnte nun bereits mehrfach, auf besondere Art und Weise dagegen beziehungsweise gegen künftige Berichte vorzugehen: Er erklärte, mögliche Hinweisgeber aufspüren zu wollen.

Poschardts Äußerungen – die man zuletzt nur von der Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger kannte – sind schon allein deshalb bemerkenswert, weil jüngster Anlass dafür wohl der Bericht über seine Personalie war.

Medieninsider vermeldete vergangene Woche, dass Poschardt seinen zusätzlichen Posten als Geschäftsführer verliert. Ihn hat dabei wohl vor allem geärgert, dass die News herauskam, bevor er sie selbst intern verkünden konnte. Das ist wiederum bemerkenswert, weil er dafür lang genug Zeit hatte. Dass Poschardt seinen Posten als Geschäftsführer räumen muss, war bereits bei der Berufung von Carolin Hulshoff Pol als neue CEO im vergangenen Jahr klar. Auch die Abberufung durch notarielle Beurkundung war zum Zeitpunkt der Berichterstattung bereits seit zwei Wochen durch. Der Auszug aus dem Handelsregister lag bei Medieninsider bereits seit einigen Tagen in der Ablage. Um das zu entdecken, braucht es keine Hinweisgeber. Für so etwas gibt es technische Lösungen.

Poschardts Äußerungen sind aber nicht nur bemerkenswert, sondern besorgniserregend – für einen Journalisten im Allgemeinen, und für einen, der sich als Vorkämpfer der Pressefreiheit sieht, im Speziellen. Einschüchterungen zeugen vom Gegenteil eines liberalen Denkers.

Ich habe Ulf Poschardt natürlich danach gefragt, ob er seine Äußerungen konkretisieren oder erklären möchte – auch danach, wie er gedenkt, bei der Suche nach Quellen vorzugehen. Möglicherweise hat es sich um eine ironische Aussage unter Kollegen gehandelt, das soll bei Springer schließlich vorkommen. Der Chefredakteur nahm sich die Freiheit, nicht zu antworten. Stattdessen erklärte eine Sprecherin:

„Es muss einen Raum für internen Austausch geben. Das ist die Redaktionskonferenz. Daher äußern wir uns grundsätzlich nicht dazu, was dort im Team besprochen wird.“

Die Aktionen des Chefredakteurs lassen nicht nur mich ratlos zurück, sondern auch jene, die ihn erleben. Wer wie Poschardt intern den Eindruck erweckt, lieber Symptome statt die eigentlichen Probleme zu bekämpfen, sollte sich über bröckelnden Rückhalt nicht wundern.

Dass der Fortschritt ausbleibt, zeigen auch die lang ersehnten Ergebnisse der in der vergangenen Woche vorgestellten Mitarbeiterumfrage. Die Bereitschaft, die Welt als Arbeitgeber zu empfehlen, hat sich seit dem ersten „Pulse Check“ 2021 drastisch verschlechtert. Auch die Werte für eine erkennbare Strategie sackten deutlich ab. Dass an der Umfrage gerade noch etwas mehr als ein Drittel teilgenommen haben, wollte die Welt-Führung bei der Präsentation der Ergebnisse, bei der sich Poschardt wiederum zurückgenommen hatte, nicht wirklich bewerten. Die Einordnungen dafür kamen noch während des Termins via Chat aus der Belegschaft: Eine unverändert schwache Teilnehmerquote sei Ausdruck von Kapitulation.

Zum Jahreswechsel häufen sich die Meldungen „in eigener Sache“ in sozialen Medien: Viele Medienschaffende verkünden mit strahlenden Gesichtern ihren Jobwechsel, danken den alten Kollegen und freuen sich auf neue berufliche Abenteuer. Offensichtlich wird gerade sehr viel gewechselt in der Medienbranche.

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Im Q&A von Medieninsider hat Marc-Stefan Andres über die Entwicklung von Rums gesprochen und die Fragen unserer Mitglieder beantwortet. Es ging um Leserbindung, Dinge, die er lieber vor der Gründung gewusst hätte – und um die Erkenntnis, dass die Sache mit der reinen Abonnenten-Finanzierung so leicht nicht ist. Im digitalen Talk hat er erzählt, wie das Lokalmedium sein Geschäftsmodell jetzt ausbauen will.

Im TikTok-Trendradar weisen wir frühzeitig auf entstehende Trends hin. Am Ende eines jeden Monats ziehen wir Bilanz: Welche Themen haben auf der Plattform wirklich stark performt? In unserer Monatsanalyse ebenfalls enthalten: Das Ranking der erfolgreichsten Publisher-Videos. Die Reichweitensieger im Januar 2023 sind erneut Accounts der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Außerdem fällt auf: Drei Publisher verloren im Januar Follower.

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Viele Grüße sendet dir

Marvin

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