- Medieninsider
- Posts
- Lese-Letter 47/2023
Lese-Letter 47/2023
RTL, Thomas Rabe, Bertelsmann, Paid-Content-IVW, Madsack, neue Q&As, Olaf Storbeck, Rückkehr ins Büro,
Hallo !
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Thomas Rabe macht bei RTL die Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts
► Nach der Übergabe des Chefpostens bei RTL Deutschland bleibt für den Bertelsmann-CEO genug zu tun – Rabes Strategie der „nationalen Medienchampions“ ist noch nicht aufgegangen (direkt zum Artikel)
► Die neue Ausweisung Paid-Content-IVW hält einige Überraschungen bereit – Kevin Dusch erklärt, wie sich die 200.000 Abos für das Redaktionsnetzwerk Deutschland zusammensetzen und die Stuttgarter Zeitung um 200 gegenüber Vorjahr gewachsen ist (direkt zum Artikel)
► Auch Medienhäuser wünschen sich wieder vollere Büros und Newsrooms – unsere Kolumnistin Claudia Michalski nennt Tipps, wie Mitarbeiter wieder freiwillig und motiviert zurückkehren (direkt zum Artikel)
► Wir legen unsere Q&A-Runden neu auf und haben einige inspirierende Branchenexperten zum Austausch mit dir und anderen Medieninsidern eingeladen – los geht’s mit Olaf Storbeck von der Financial Times (direkt zur Übersicht)
Bestelle neben diesem Lese-Letter auch unseren neuen ☑ Job- und Karriere-Letter oder den☑ TikTok-Radar. Setze in deinem Profil einfach den Haken hinter den gewünschten Ausgaben:
Er hat es wieder getan: Thomas Rabe hat eine Entscheidung widerrufen, die er gerade erst getroffen hat.
Noch im August betonte der Medienmanager in der FAZ, „bis auf Weiteres, ohne klare Frist“ auch Chef von RTL in Deutschland zu bleiben. Rabe kehrte damit vom Plan ab, den Posten, den er zusätzlich zu seinen Funktionen als CEO der RTL-Mutter RTL Group und deren Mutterkonzerns Bertelsmann übernahm, für nur ein Jahr zu besetzen. Er sendete das Signal: Sein Einsatz wird länger dauern, mit einer zeitnahen Nachfolge ist nicht zu rechnen. Von Kontinuität war dabei die Rede.
Nun, etwa drei Monate später, verkündet RTL: In sechs Wochen wird Rabe den Spitzenposten abtreten. Ein Nachfolger ist gefunden.
Es ist Rabes Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts und die Fortsetzung des Prinzips des gelebten Widerspruchs: Er kündigte eine Multi-Purpose-App an, um sie später in Frage zu stellen, dann aber doch rudimentär zu starten. Er ließ Gruner + Jahr in RTL aufgehen und die Verlagsmarke einstampfen, um sie dann irgendwie doch wieder aufleben zu lassen – zuletzt wieder durch ein eigenes Management, das mit der Integration zunächst abgeschafft wurde.
Die nun präsentierte Lösung an der Spitze von RTL Deutschland ist keine Chance, die sich erst jetzt ergeben hat. Sie war schon da, als Rabe seinen Vorgänger Stephan Schäfer feuerte. Mit dem hat der Neue etwas gemeinsam: Auch er heißt Stephan – nur Schmitter, nicht Schäfer.
Schmitter hat Rabe in den fast eineinhalb Jahren als RTL-Chef die Stange gehalten – und sich möglicherweise damit verdient gemacht. Er bewegt sich schon lange im RTL-Kosmos, wurde 2007 Geschäftsführer des Radio Centers Berlin und 2020 Chef von RTL Radio Deutschland, bevor er 2021 zum TV-Sender wechselte. Zuletzt stieg er vom Chef für journalistische Inhalte zum Chief Content Officer auf. Durchlief er ein Ausbildungsprogramm vom Chef persönlich? Mitnichten. Sagt Rabe. Er sei nicht von vornherein auf Schmitter festgelegt gewesen, betont er – wieder – in der FAZ. Man ist geneigt, ihm zu glauben. Für eine langfristige Personalplanung war er zuletzt eher weniger bekannt.
So wundersam die Personalie ist, so zeitig war sie. RTL verkündete sie nach den jüngsten Quartalszahlen. Für die luxemburgische Mutter RTL Group ging der Umsatz, der zu großen Teilen bei RTL Deutschland gemacht wird, im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 10,3 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück. Zahlen zum operativen Gewinn gab es nicht. Schon für das erste Halbjahr meldete RTL ein Umsatzminus von fünf Prozent. Das Konzernergebnis fiel um mehr als die Hälfte.
Natürlich haben die Kennzahlen vor allem mit der konjunkturellen Entwicklung zu tun. Es verdeutlicht aber, wie wichtig nun eine konstante und konsequente Führung ist. Ein CEO, der noch zwei größere Unternehmen steuern muss, kann das nicht leisten – zumal die Probleme alles andere als gelöst sind.
So musste die Integration von Gruner + Jahr in RTL auch deshalb gelingen, weil viele andere Projekte in den vergangenen Jahren gescheitert sind. Sie alle waren für Rabes Zukunftsstrategie von zentraler Bedeutung. Nach wie vor will der Vorstandsvorsitzende in den für Bertelsmann wichtigen Märkten „nationale Medienchampions“ schaffen, die in ihren Disziplinen im internationalen Wettbewerb bestehen können. Bislang ist ihm das nicht gelungen, wie unsere Chronik zeigt.
In der Konzernzentrale in Gütersloh gibt es also Nachholbedarf, während die nächsten Entwicklungen nicht auf sich warten lassen. Dazu ist nun etwas Bemerkenswertes passiert: Erstmals seit 2018 wird der Vorstand wieder wachsen. Dafür hat der Aufsichtsrat zum 1. Januar Carsten Coesfeld ins Top-Management berufen. Der 36-Jährige ist nicht irgendwer, sondern Erbe der Eigentümerfamilie Mohn. Er wird laut Spiegel als Nachfolger von Rabe gehandelt, dessen Vertrag noch bis Ende 2026 läuft.
In mehr als einem Jahrzehnt als CEO hat Thomas Rabe die Position von Bertelsmann als zweitgrößten Medienkonzern Europas stabilisiert und zahlreiche Geschäfte ausgebaut. Doch mittlerweile häufen sich die Probleme. Der Medienmanager scheitert an wichtigen Vorhaben, die für seine weiteren Pläne von zentraler Bedeutung sind. Vor allem seine Strategie, sich mit „nationalen Medienchampions“ gegen Netflix und Amazon zu behaupten, geht nicht auf. Eine Übersicht.
Bring mit der Media Innovation Masterclass dein Projekt berufsbegleitend nach vorne. In dem 5-monatige Qualifizierungsprogramm des Journalismus Lab erwartet dich individuelles Coaching von Konrad Weber, Praxiseinblicke von weiteren Medienxpert*innen sowie wertvoller Austausch in der Gruppe. Bis zum 3. Dezember kannst du dich bewerben! Mehr Infos zur Masterclass:
Für Oktober hat Madsacks Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) erstmals seine Paid-Content-Zahlen in der IVW gemeldet. Mit rund 200.000 Abos steigt die Mediengruppe direkt in die Top 3 ein. Ebenfalls beachtlich: Die Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten legen gegenüber Vorjahr über 200 Prozent zu. Kevin Dusch weiß, woher die Entwicklungen kommen und nennt in seiner Analyse die Hintergründe.
Beim Deciders Day von MIZ Babelsberg und dem Creative EuropeDesk Berlin-Brandenburg am 7. Dezember 2023 lernt ihr mit De Correspondent 🇳🇱, dem European Data Journalism Network 🇪🇺, The Bristol Cable 🇬🇧 und Republik 🇨🇭 vier konstruktive Ansätze aus ganz Europa kennen.
Unternehmen und Redaktionen wünschen sich von ihren Mitarbeitern wieder mehr Anwesenheit im Büro. Eine Pflicht einzuführen, ist aber der falsche Weg, meint Claudia Michalski. In ihrer Kolumne nennt sie Beispiele, was Arbeitgeber unternehmen müssen, damit Mitarbeiter wieder freiwillig und motiviert zurückkehren.
Medieninsider
Berlin oder remote
Möchtest du auch deine Stellen in unserem Transformationsmarkt platzieren? Dann stelle sie hier online ein oder schreib eine E-Mail an [email protected].
News
► Der RBB und der NDR haben eine Namibia-Doku überarbeitet und mit Hinweisen wieder in die Mediathek gestellt (mehr erfahren) – zuvor hatte es öffentliche Kritik an Falschinformationen gegeben (mehr erfahren)
► Monitor hat beim Landgericht Thüringen per einstweiliger Verfügung durchgesetzt, für den Landesparteitag der AfD akkreditiert zu werden – die Partei wollte das WDR-Team aussperren (mehr erfahren)
► Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) empfiehlt vorläufig, den Rundfunkbeitrag um 58 Cent auf 18,94 Euro anzuheben und liegt damit über der Forderung von ARD, ZDF und Deutschlandradio – eine finale Empfehlung soll Anfang 2024 folgen (mehr erfahren)
► Die Bundesregierung hat für den Bundeshaushalt 2024 erneut keine Zustellförderung für die Presse eingeplant, zahlreiche Verbände kritisieren die Entscheidung (mehr erfahren)
► Der Guardian hat den 2002 veröffentlichten Brief an Amerika von Osama Bin Laden offline genommen, nachdem er im Kontext des Nahost-Konflikts auf TikTok viral gegangen ist (mehr erfahren)
► Nach der überraschenden Entlassung des OpenAI-Gründers und CEO Sam Altman verhandelte er zunächst mit dem KI-Unternehmen über eine Wiedereinstellung, wechselt nun aber zu Microsoft, das an OpenAI beteiligt ist – 505 der 700 Mitarbeiter um Interims-CEO Mira Murati zeigen sich in einem Brief empört und drohen, auch zu Microsoft zu wechseln (mehr erfahren)
► Nachdem sich immer mehr prominente Werbekunden wie Apple und IBM von X zurückziehen, verklagt Elon Musk die NGO Media Matters for America, die darüber berichtet hatte, dass Unternehmensanzeigen teilweise neben extremistischen Inhalten auftauchen (mehr erfahren)
Entdeckungen:
► Anna Ernst zeigt in der Süddeutschen auf, wie sich Wolfram Weimer nach der Übernahme von Business Punk (zuvor Gruner + Jahr/RTL) in Widersprüche verwickelt – Weimer hatte zuvor bei Meedia unhinterfragt bestritten, dass die Redaktion aus Sorge vor Qualitätseinbußen hingeworfen habe (mehr erfahren)
► Marco Fehrecke, der Geschäftsführer der Mitteldeutschen Zeitung, spielt in einem Interview mit der eigenen Zeitung mit dem Gedanken, die gedruckte Ausgabe zukünftig mit Lebensmittel- oder Medikamentenlieferungen zustellen zu lassen, um sie wirtschaftlich zu halten (mehr erfahren)
► Lea Eichhorn beleuchtet für Zapp die Medienkarriere des Doppelmöders Jens Söring und zeigt auf, wie SZ-Journalistin Karin Steinberger in PR-Fragen geholfen hat, SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach entschuldigt sich für die mangelnde Distanz von Steinberger (mehr erfahren)
► Ingo Dachwitz zeichnet bei Netzpolitik anhand von Regierungsdokumenten nach, wie die gescheiterte Presseförderung zunächst von keinem der Regierungsminister gewollt war und schließlich auf Druck der Lobby kurzfristig und mangelhaft umgesetzt wurde (mehr erfahren)
► Max Kolter klärt im Legal Tribune Online ausführlich auf, wie Julian Reichelts Anwalt Joachim Steinhöfel zur verknappendem Aussage kommt, ein Berliner Gericht untersage einen Tweet, weil er dem Ansehen der Regierung schade (mehr erfahren)
Der TikTok-Trendradar von Medieninsider informiert dich fortlaufend über die aktuellen Themen-Trends auf der Videoplattform:
► 13. November 2023: #surroundsound – Perspektivwechsel auf TikTok | International
► 10. November 2023: #adios2023 – TikTok-Community startet bereits Jahresrückblicke | Prognose
► 6. November 2023: #famefighting – Realitystar-Event geht bei TikTok in die nächste Runde | Trendwelle
Du willst erfahren, was dahinter steckt und welche Reichweiten die Trends in Aussicht stellen? Alle relevanten Infos kannst du als Medieninsider hier abrufen. Und hier kannst du den News-Alert per Newsletter bestellen.
Zeit für ein Comeback: Wir legen unsere Q&As neu auf! Das sind digitale Runden, in denen wir unsere Mitglieder gezielt mit Experten und spannenden Menschen aus unserer Branche zusammenbringen. Medieninsider können in geschützter Atmosphäre Fragen stellen. Die Q&As werden weder aufgezeichnet noch anderweitig verwertet, um einen vertrauensvollen Austausch zu gewährleisten.
In den kommenden Wochen begrüßen wir wieder inspirierende Gäste, die sich auf den Austausch mit dir und anderen Medieninsider freuen!
4. Dezember 2023, 18.30 Uhr: Wie gelingt der Einstieg bei einem internationalen Medium?
Olaf Storbeck arbeitet seit 2017 als Bankenkorrespondent mit Sitz in Frankfurt für die Financial Times. Seine Karriere begann er nach dem Abschluss an der Kölner Journalistenschule beim Handelsblatt. Im Q&A beantwortet er deine Fragen darüber, wie es gelingt, als deutscher Journalist Fuß bei internationalen Medien zu fassen.
15. Februar 2024, 18.30 Uhr: Abschied von der Zeitung: Wie der Umstieg auf Digital Only gelingt
Henry Lohmar (rechts) arbeitet seit Oktober 2019 Chefredakteur der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ), Denni Klein ist beim Redaktionsnetzwerk Deutschland für das Editorial Development verantwortlich. Gemeinsam berichten beide im Q&A, wie die Prignitzer Lokalausgabe der MAZ innerhalb der Madsack Mediengruppe die erste war, die im Herbst 2023 ihre gedruckte Ausgabe eingestellt hat, um auf Digital Only umzusteigen.
13. März 2024, 19.00 Uhr: Wie baut man ein europäisches Journalismus-Start-up?
Julius E. O. Fintelmann interessiert sich seit Langem für die Entwicklung Europas, hat zuletzt in Amsterdam Middle Eastern Studies studiert. Dort gründete er 2022 The European Correspondent mit. Die Idee des Start-ups: Korrespondenten fassen die wichtigsten News aus ihrem Land zusammen, um ein verständlicheres Bild von Europa zu zeichnen. Im Q&A teilt er seine Erfahrungen mit dir und erzählt von der Idee und Entwicklung des Start-ups.
28. März 2024, 18.30 Uhr: New Work 2.0: Wie bereiten sich Medienhäuser auf die Arbeitswelt der nächsten Generation vor?
Die neue Arbeitswelt ist nicht von langer Dauer. Schon jetzt gilt es, sich auf neue Generationen von Arbeitnehmern mit neuen Bedürfnissen vorzubereiten und das Verhältnis von Unternehmen und Beschäftigten neu zu definieren. Lisa Kristina Meissner, selbst Gründerin und Landessprecherin im Startup-Verband, befasst sich konsequent mit der veränderten Arbeitswelt. Was meint sie, wenn sie über New Work spricht? Was kommt in Zukunft auf Unternehmen zu? Diese und weitere Fragen kannst du mit ihr im Q&A besprechen.
Viele Grüße sendet dir
Marvin
Copyright (C) . All rights reserved.