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Lese-Letter 46/2023
Burda, Martin Weiss, Oliver Eckert, Bild, Kim Horn, Brian Morrissey, BDZV, Jan Fleischhauer, Nius
Hallo !
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Was das Handelsblatt-Interview mit Burda-CEO Martin Weiss über sein Verständnis von Journalismus aussagt
► Weshalb es nach fast 15 Jahren zur Trennung von Burda und Vorstandsanwärter Oliver Eckert kam (direkt zum Artikel)
► Welche Personalie bei Bild für Aufregung sorgt (direkt zum Artikel)
► Wie falsche Zurückhaltung bei Mediaagenturen Publishern schadet, erklärt Brian Morrissey in seine Kolumne (direkt zum Artikel)
► Bei welchen beiden Themen, die vergangene Woche die Medien-Bubble beschäftigt haben, Medieninsider bereits einen Wissensvorsprung hatten
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Martin Weiss, CEO von Hubert Burda Media, hat dem Handelsblatt ein Interview gegeben. Chefredakteur Sebastian Matthes – als Chefredakteur der Huffington Post Deutschland selbst mal Teil des Burda-Konzerns gewesen – hat Weiss konfrontativ zur Unternehmensentwicklung befragt. Das Ergebnis verdeutlicht nicht nur, wie man bei Burda das Inhaltegeschäft definiert, sondern auch, was man alles als Journalismus begreift. Es ist ein Interview, das dabei hilft, Hubert Burda Media im journalistischen Ökosystem einzuordnen:
► Auf die Frage, wie das „technologisierte Inhaltegeschäft“ von Burda aussehen soll, nennt der CEO eine E-Commerce- und Lieferplattform für Medikamente und eine App mit Ernährungstipps.
► Bei der Frage nach der Rolle von künstlicher Intelligenz im Journalismus nennt Weiss Anwendungsbeispiele: die E-Commerce- und Vergleichsportal Holidaycheck und Xing als Plattform für Jobempfehlungen. Außerdem werde es KI-Assistenten geben, die Kunden „beraten, betreuen oder unterhalten“.
Weiss sagt:
„Man kann bei Burda nicht zwischen Verlagsgeschäft und anderen Bereichen unterscheiden.“
► Produktbeschreibungen im Onlineshop Cyberport bezeichnet der Burda-CEO als „kein Journalismus im klassischen Sinne“ – bedeutet: Er hält es aber eben für Journalismus.
Nun ist es bei Burda bereits seit Jahrzehnten so, dass zum klassischen Verlagsgeschäft, das traditionell eher auf Mode-, Lifestyle-, Unterhaltungsjournalismus wie auch Yellows aufbaut, zahlreiche Geschäftsfelder außerhalb des Journalismus hinzugekommen sind. Beim CEO von Hubert Burda Media handelt es sich um den Manager, der sie alle weiterzuentwickeln hat, und nicht etwa um den Verleger. Klar wird im Gespräch aber auch: Journalismus wird in der obersten Führung bei Burda weit gefasst. Und der Journalismus im engeren Sinne, der Entwicklungen einordnet, Missstände aufdeckt und der keine Verkaufsabsicht über den eigenen Inhalt hinaus hat, kämpft um seinen Stellenwert. Zu dessen Zukunft bei Burda bleibt Weiss vage:
„Auch für klassischen Journalismus, der exklusive, investigative Geschichten hervorbringt, wird es einen großen Bedarf geben. Es ist daher gut möglich, dass wir in Zukunft sogar mehr Journalistinnen und Journalisten beschäftigen werden.“
Fazit dazu: „Gut möglich“ klingt nach einer Option, nicht nach einer Absicht. Man muss nicht gut finden, wo Hubert Burda Media mit seinem Mediengeschäft steht. Es ist aber gut zu wissen, wo es zu verorten ist.
Das Interview mit dem Burda-CEO ist für Medienschaffende aus einem weiteren Grund lesenswert. Martin Weiss unterstreicht, dass das Verlagsgeschäft mit seinem ernsten und unterhaltenden Journalismus am Scheideweg steht – nicht nur inhaltlich, auch strukturell. Er macht klar:
„Im Publishing-Geschäft planen wir durchaus eine engere Verzahnung.“
Der CEO reißt damit an, was in den vergangenen Tagen ausführlich bei Medieninsider zu lesen war: Die bislang strikt eingehaltene Trennung von Print- und Online-Aktivitäten soll aufgelöst werden. Mehr noch: Mit direkten Nutzerumsätzen soll im Digitalen eine weitere, feste Erlössäule hinzukommen.
Es ist der Beginn eines Paradigmenwechsels, der mit noch einigen Hürden verbunden ist. Wie genau eine Verzahnung aussehen wird, ist genauso eine der ungeklärten Fragen, wie jene danach, wie genau die neuen Umsätze erzielt werden sollen. Dass Weiss beim Blick aufs Digitalgeschäft lieber allgemein von „Bezahlangeboten“ anstatt konkret von „Paywalls“ spricht, ist demnach kein Zufall. Noch gibt es Unklarheit darüber, ob und wie Abo-Modelle Teil der Strategie werden. Dass Weiss nicht konkreter wird, dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass das Interview zu einem Zeitpunkt geführt wurde, an dem sich noch eine zentrale Figur im Verlag befand, die in vielen Fällen anderer Meinung war als das restliche Verlagsmanagement: Oliver Eckert.
Der Medienmanager hat in den fast 15 vergangenen Jahren die Digitaltochter Burda Forward aufgebaut und zu einem eigenständigen Geschäft innerhalb des Konzerns entwickelt. Erst vergangenes Jahr wurde er zusätzlich in die Geschäftsführung des klassischen Verlags berufen. Anstatt zu integrieren, wollte Eckert aber weiter separieren. Und so entwickelten sich in der Verlagsgeschäftsführung in den vergangenen Monaten offenbar mehr Gegensätze als Gemeinsamkeiten – bis es schließlich nicht mehr ging.
Anfang Oktober verließ Eckert, der sich laut Unternehmenskennern auf bestem Wege in den Konzernvorstand befand, Burda Media. Über die Hintergründe haben wir kürzlich ausführlich bei Medieninsider berichtet:
Selbst Unternehmenskenner waren überrascht, als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass Oliver Eckert den Burda-Konzern nach fast 15 Jahren mit sofortiger Wirkung verlässt. Immerhin hatten viele den Medienmanager, der Burdas digitales Publishing-Geschäft groß gemacht hat, auf klarem Kurs in Richtung Vorstandsetage gesehen. Medieninsider hat recherchiert, was zur Trennung führte.
Wie die jüngste Geschäftsbilanz der „Gray Lady“ verdeutlicht, legte die Zahl der neuen zahlenden Mitglieder erneut deutlich zu. Welche Gründe hinter diesem Erfolg stecken, lesen Sie hier auf editorial.media
Bild baut im Zuge der Digital-Only-Strategie seine Führungsstruktur weiter um und besetzt dafür wichtige Posten neu. Jetzt gibt es eine Personalie, die in Teilen der Redaktion für Verwunderung bis Unverständnis sorgt. Medieninsider liefert die News und Hintergründe.
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Das Geschäft der Mediaplanung ist nicht so komplex, wie oft getan wird – es ist vielmehr irrational, meint Brian Morrissey. Getrieben von der Sorge, eine Anzeige könnte im ungünstigen Werbeumfeld entdeckt werden, blocken Mediaagenturen lieber zu viel als zu wenig – auch zulasten der Qualitätsmedien.
Medieninsider sind näher dran
In der vergangenen Woche kamen zwei Themen auf, über die du als Mitglied von Medieninsider bereits seit Monaten im Bilde bist:
► Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat darüber berichtet, dass der Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht hat – es geht um die Ausgestaltung der Webangebote von ARD und ZDF. Damit wurde bestätigt, was mein Kollege Volker Nünning bereits im August ausführlich berichtete.
► Und in der Süddeutschen Zeitung meldete sich Jan Fleischhauer zu Wort. Im Interview erklärte er seine Beweggründe, nun doch nicht beim Reichelt-Portal Nius anzuheuern. Kurzum: Reichelts Rolle sei zu dominant, die Berichterstattung zu „hysterisch“. Es war eine Bestätigung dessen, was Medieninsider in den vergangenen Monaten mehrfach berichtete – zuerst im August.
► Kerstin Loehr übernimmt Braunschweiger Zeitung allein – Christian Klose geht zur Pforzheimer Zeitung
► Tanja Köhler wird Chefredakteurin der Kieler Nachrichten, Stefanie Gollasch rückt in RND-Chefredaktion auf
Medieninsider
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News
► Laut Horizont baut die Motor Presse Stuttgart 40 seiner 560 Stellen ab, Grund sei die Fusion mehrerer Redaktionen (mehr erfahren)
► Die Süddeutsche Zeitung steigt mit dem SZ Dossier zur Digitalwende ins Newslettergeschäft für Entscheider-Zielgruppen ein – der „neue Informationsdienst“ wird geleitet von Ex-Politico-Deutschland-Chef Florian Eder, der ebenfalls einen zunächst wöchentlichen Newsletter gestartet hat (mehr erfahren)
► Die Redaktion von Business Punk hat laut Süddeutscher Zeitung ihre Jobs geschlossen hingeschmissen, nur die Redaktionsleiter Julia Krempin und Alexander Langer bleiben – Grund sei der Kauf des ehemaligen Gruner-Titels durch Weimer Media, durch den die Ex-Mitarbeiter Einsparungen bei der Qualität fürchteten (mehr erfahren). Bei Meedia widerspricht Verleger Wolfram Weimer dieser Darstellung – die Mitarbeiter hätten das Magazin bereits vor der Übernahme verlassen (mehr erfahren)
► Das Bundesverwaltungsgericht Leipzig hat entschieden, dass der Bundesnachrichtendienst Journalisten Auskunft darüber erteilen muss, mit welchen Medien die meisten Hintergrundgespräche geführt wurden (mehr erfahren)
► Bauer Media kündigt 90 Layout-Mitarbeitern und baut einen zentralisierten „Design Hub“ auf (mehr erfahren)
► Laut Business Insider Deutschland habe die insolvente Agentur Looping Group der Agentur The Game Group ihr Unternehmen für null Euro angeboten – ausgerechnet dem Unternehmen, das die Looping Group wegen ausgebliebener Zahlungen für seine Insolvenz verantwortlich macht (mehr erfahren)
► Die RTL Group senkt anlässlich der dritten Quartalszahlen 2023 ihre Jahresprognose für das Adjusted EBITA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Amortisationen) von 950 auf 900 Millionen Euro; der Umsatz ging um 6,9 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zurück, Grund seien unter anderem sinkende Werbeeinnahmen (mehr erfahren)
► ProSiebenSat.1 steigert sein Ergebnis im dritten Quartal um 1,7 Prozent auf 110 Millionen Euro, der Umsatz ging um drei Prozent auf 888 Millionen Euro zurück (mehr erfahren)
► Ströer meldet für das dritte Quartal 2023 eine Umsatzsteigerung von elf Prozent auf 484 Millionen Euro und einen Zuwachs beim Adjusted EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) von zehn Prozent auf 447 Millionen Euro (mehr erfahren)
► Die Jüdische Allgemeine will nach einer entsprechenden Forderung der Israelitischen Kultusgemeinde München Schritte einleiten, um die Zeitung in neutralen Umschlägen zuzustellen und so Empfänger vor Antisemitismus zu schützen (mehr erfahren)
► Shows mit Florian Silbereisen kosteten den MDR zwischen 2020 und 2023 insgesamt mehr als 45 Millionen Euro, berichtet Business Insider Deutschland – derzeit verhandelt der Sender mit dem Moderator über eine Vertragsverlängerung, die Gespräche wurden zuletzt vertagt (mehr erfahren)
► Der Journalist und Autor Hubert Seipel soll nach Recherchen von Spiegel und ZDF für seine Putin-freundliche Haltung Hunderttausende Euro aus dem Umfeld des Kreml erhalten haben (mehr erfahren)
► Laut Angaben der NGO Honest Reporting sollen freie Reporter von Reuters und AP vorab vom Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gewusst haben (mehr erfahren)
► Die Deutsche Welle hat ihr Jerusalem-Büro von zwei auf zehn Beschäftigte aufgestockt (mehr erfahren)
► Ein Team der ARD wurde im Westjordanland von israelischen Soldaten bedroht und festgesetzt, während diese über Gewalt radikaler israelischer Siedler berichteten (mehr erfahren)
► Meta verbietet seinen Kunden, bei Wahlwerbung künstliche Intelligenz einzusetzen (mehr erfahren)
► Mit Grok hat Elon Musk einen Konkurrenten zu ChatGPT von OpenAI vorgestellt, der nach einer Testphase zahlenden X-Abonnenten angeboten werden soll – die Lösung seines Start-ups xAI könne unter anderem in Echtzeit auf Inhalte bei X zugreifen (mehr erfahren)
Entdeckungen:
► Alexander Kühn und Anton Rainer porträtieren Carsten Coesfeld anlässlich seiner Berufung in den Bertelsmann-Vorstand und arbeiten heraus, dass der Enkel von Ex-Konzernchef Reinhard Mohn zum Nachfolger von CEO Thomas Rabe aufgebaut werden könnte (mehr erfahren)
► Correctiv-Gründer David Schraven fordert die Bundesregierung in einem Gastbeitrag bei Netzpolitik auf, sich an ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zu halten und bessere Bedingungen für gemeinnützigen Journalismus zu schaffen (mehr erfahren)
► Michael Bröcker hat sechs Thesen formuliert, wie Journalismus der Medienverdrossenheit entgegenwirken kann (mehr erfahren)
► Das ZDF zeigt in einem FAQ, dass die Vorwürfe gegen den Influencer „Gaza Joe“ einem Faktencheck nicht standhielten. Dem Palästinenser wurde in Social Media vorgeworfen, er würde sich schauspielerisch als Opfer israelischer Angriffe inszenieren (mehr erfahren)
► The Tennessean und USA Today haben mit Bryan West einen Reporter allein für die Berichterstattung über Taylor Swift eingestellt (mehr erfahren)
► Von Harvard bis Google: KI-Experte Rowan Cheung empfiehlt zehn kostenlose KI-Kurse (mehr erfahren)
Der TikTok-Trendradar von Medieninsider informiert dich fortlaufend über die aktuellen Themen-Trends auf der Videoplattform:
► 13. November 2023: #surroundsound – Perspektivwechsel auf TikTok | International
► 10. November 2023: #adios2023 – TikTok-Community startet bereits Jahresrückblicke | Prognose
► 6. November 2023: #famefighting – Realitystar-Event geht bei TikTok in die nächste Runde | Trendwelle
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Viele Grüße sendet dir
Marvin
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