Lese-Letter 37/2023

ChatGPT, (Fake-)News-Plugin von Welt, Publisher-Dilemma, Microsoft, Burda, Carsten Fiedler

Hallo !

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

► Paradigmenwechsel durch KI: Microsoft sollte nun sein Versprechen gegenüber Verlagen einlösen

► Konstantin Wark beleuchtet das Spannungsverhältnis zwischen OpenAI und Publishern (direkt zum Artikel)

► Eva Wolfangel zeigt, wie künstliche Intelligenz Axel Springers Welt ziemlich dumm aussehen lässt (direkt zum Artikel)

► Weshalb der Wechsel von Carsten Fiedler zu Burda Forward keine reibungslose Sache war (direkt zum Artikel)

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Mit dem Vormarsch der generativen KI mit Bots wie ChatGPT kommen auf die Medienbranche neue Fragen nach dem Umgang mit ihren Inhalten zu. Denn es sind auch die Inhalte der weltweit Millionen Publisher, mit denen sich die KI ihr Wissen aneignet. Und die verdienen mit dem neuen, künstlichen Leser, der ihnen perspektivisch alle anderen rauben kann, bislang keinen Cent. 

Die Chancen durch künstliche Intelligenz sind genauso groß wie die von ihr ausgehende Bedrohung und in einer Frage dürften sich alle einig sein: Ohne Allianzen mit den großen Tech-Konzernen wird es für Verlage nicht gehen. In der aktuellen Lage kann besonders einer davon profitieren: Finden Verlage und Microsoft zusammen, könnte eine neue, mächtige Symbiose entstehen.

Microsoft ist einer der wichtigsten Investoren von OpenAI. Mehr als 13 Milliarden US-Dollar soll das kumulierte Investment betragen. Microsoft könnte seinen Einfluss nun ausüben, um ein bereits vor einiger Zeit gegebenes Versprechen zukunftsweisend einzulösen.

Seit 2021 inszeniert sich der Tech-Konzern als zuverlässiger Partner der Verlage, gab sogar gemeinsam mit Verlegerverbänden Pressemitteilungen heraus. Im selben Jahr drohten Google und Meta im eskalierenden Streit um Leistungsschutzrechte mit dem Medien-Boykott in Australien. Microsofts President Brad Smith schrieb damals in einem kämpferischen Blogbeitrag:

„Wie wir aus eigener Erfahrung mit dem Bing-Suchdienst von Microsoft wissen, ist der Zugang zu aktueller, umfassender und ausführlicher Berichterstattung von entscheidender Bedeutung für die Aufrechterhaltung einer starken Benutzerbindung.“

Und:

„Wenn wir wachsen können, sind wir im Gegensatz zu Google bereit, die Verpflichtungen des neuen Gesetzes zu erfüllen, einschließlich der vorgeschlagenen Aufteilung der Einnahmen mit Nachrichtenorganisationen.“

Diese und weitere Äußerungen erweckten den Eindruck als zeige sich Microsoft zugänglicher als die Konkurrenz. Die bisherige Bilanz aber ist durchwachsen. Von einer breiten Branchenlösung kann keine Rede sein. Wie Google hat auch Microsoft selektive Deals mit einflussreichen Medienmarken gefunden. Während man im vergangenen Jahr verkündete, mit dem Spiegel eine Vereinbarung nach „EU-Urheberrechtslinie“ getroffen zu haben, wird mit anderen weiter gestritten. Mit der Verwertungsgesellschaft Corint, die die Rechte einiger Verlage kollektiv vertritt, trifft man sich weiter vor dem Schiedsgericht. 

Am Ende langer Blogbeiträge über Hilfe für Lokaljournalismus, Integrität, Sicherheit und Schutz bleibt nicht viel übrig. Auch Microsoft setzt auf bevormundende Förderung einzelner Projekte statt für Verlage frei verfügbare Vergütung. 

Der Wettbewerb um künstliche Intelligenz könnte ein Game Changer werden. Denn hier geht es auch für Microsoft um viel. Die Integration generativer KI wird das Geschäft der Suchmaschinen verändern. Dank OpenAI ist Microsoft mit seinem abgeschlagenen Angebot Bing vorne mit dabei. „Google ist vielleicht nicht mehr diese Großmacht, für die wir es gehalten haben“, sagt KI-Forscher Charlie Beckett. Die Marktmacht im Geschäft der Suchmaschinen könnte bröckeln und diese Utopie  in die Nähe des Vorstellbaren rücken, wenn Bing mit seiner KI-Anwendung für Googles Bard uneinholbar wird. Das in Verlagsarchiven angehäufte Wissen, das Publisher derzeit vor KI-Crawlern zu schützen versuchen, könnte Microsoft dabei helfen. Sofern Microsoft denn will.

Der Umgang mit ChatGPT und dem dahinterstehenden Unternehmen OpenAI ist für Publisher ein wiederkehrendes Dilemma. Innovation trifft auf Eskalation. Mein Kollege Konstantin Wark hat das schwierige Spannungsverhältnis dokumentiert.

Apropos Innovation: Axel Springers Welt hat „als erste deutsche Medienmarke“ ein News-Plugin für ChatGPT gelauncht und wäre gut darin beraten, es wieder einzustellen, wie der Erfahrungsbericht zeigt, den Wissenschaftsjournalistin Eva Wolfangel für uns geschrieben hat.

Künstliche Intelligenz lässt auch die Innovationsfreude in Medienhäusern aufleben und Unternehmen wie ChatGPT-Anbieter OpenAI unterstützen sie großzügig dabei. Die Tuchfühlung täuscht über die schwelende Skepsis aber nicht hinweg. Die Tools und Technologien greifen für ihre Produkte nämlich auf das Wertvollste zu, was Medien zu bieten haben: ihre Inhalte. Über ein Spannungsverhältnis zwischen Innovation und Eskalation.

Ein Blick ins Programm der ersten MVFP Future Media Now am 16./17. Oktober: Neben Keynotes von Christoph Keese & Journalistin Eva Wolfangel erwarten Sie Einblicke in die Innovations- und Changeprozesse u.a. beim Bauverlag, OTTO DOCK 6 sowie 720 Health.

Tools wie ChatGPT machen künstliche Intelligenz massentauglich und läuten die nächste Revolution ein. Dieses Mal will die Medienbranche vorne mit dabei sein. Das kann gut und wichtig sein – aber auch gefährlich, wie das News-Plugin von Axel Springers Welt zeigt. Ein Erfahrungsbericht über ein Tool, das mit dem höchsten Gut des Journalismus spielt: der Glaubwürdigkeit.

Wie steht es angesichts einer Kaskade schlechter Nachrichten um den Nachrichtenjournalismus? Antworten liefert die Studie Digital News Report des Reuters Institute. Hier kannst Du mehr dazu lesen

Im Sommer dieses Jahres verkündete Carsten Fiedler in eigener Sache, seinen Posten als Chefredakteur abzugeben und den Kölner Stadt-Anzeiger zu verlassen. Sein neues berufliches Ziel nannte er nicht. Medieninsider weiß nun, wohin es Fiedler ziehen wird, welche Veränderungen die Personalie bei seinem neuen Arbeitgeber mit sich bringt – und wieso sie nicht reibungslos vonstattenging.

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News

► Ströer prüft laut Reuters den Verkauf von Statista, die Bewertung soll demnach bei bis zu 1,5 Milliarden Euro liegen – der Konzern kaufte 2015 zunächst 79 Prozent des Unternehmens für 57 Millionen Euro, 2019 folgten die übrigen Anteile (mehr erfahren)

► Das Satire-Magazin Titanic ist seit zwei Monaten zahlungsunfähig – um zumindest bis Ende des Jahres zu überleben, braucht es mindestens 5000 neue Abos (mehr erfahren)

► Ein bayerischer Zollbeamter wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, nachdem er die Adresse des Journalisten Timo Büchner an einen Rechtsextremen weitergegeben hatte – seinen Job darf er aber behalten (mehr erfahren)

► Die ARD, der österreichische ORF und der schweizerische SRF wollen mehr gemeinsame Sendungen produzieren und planen dafür rund 140 Millionen Euro ein (mehr erfahren)

► Das Handelsblatt zieht mit einer Klarstellung einen Bericht zurück, laut dem ein Abteilungsleiter des Verkehrsministeriums Fördermittel an einen Freund vergeben habe – weder an der Freundschaft noch an einem unterstellten gemeinsamen Urlaub sei etwas dran (mehr erfahren)

Bild startet mit Hey einen redaktionell gestützten KI-Chatbot auf Basis von ChatGPT (mehr erfahren)

► Die Reporterfabrik hat eine Testphase für ein KI-Tool gestartet, das Texte auf Basis der Schreibregeln von Wolf Schneider verbessert (mehr erfahren)

► Der SWR bietet Verlagen eine Zusammenarbeit bei Newszone an – die öffentlich-rechtliche Anstalt erkennt darin einen Kompromiss im Streit um die Presseähnlichkeit der App (mehr erfahren)

► Der BDZV bestätigt offiziell „Überlegungen“, den Streit mit der ARD über die Ausgestaltung digitaler Angebote an die Europäische Kommission zu eskalieren. Medieninsider hatte darüber berichtet. Die Recherchen zeigen: die Überlegungen sind bereits sehr konkret (mehr erfahren)

► Der BDZV steigerte seine Lobby-Ausgaben in Brüssel von 200.000 Euro in 2021 auf 300.000 Euro in 2022 (mehr erfahren) – die Ausgaben stehen 113 Millionen Euro aus der Digitalindustrie gegenüber, 2021 waren es noch 97 Millionen (mehr erfahren)

► Das Landgericht Frankfurt hat einen Unterlassungsantrag des Rammstein-Sängers Till Lindemann gegen die Verdachtsberichterstattung der Süddeutsche Zeitung zurückgewiesen (mehr erfahren)

Semafor berichtet über Hinweise darauf, dass X (vormals Twitter) seit Juli 2023 den Zugang zu Inhalten der New York Times erschwert (mehr erfahren)

► Laut TechCrunch spielt X vielfach Werbung ohne Kennzeichnung aus (mehr erfahren)

Entdeckungen:

Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit hält die Aiwanger-Berichterstattung der SZ nicht für Kampagnenjournalismus, meint aber Fehler bei der Recherche zu erkennen (mehr erfahren)

Frederik von Castell beschreibt bei Übermedien, wie der RTL-News-Geschäftsführer seine Rede auf dem RTL-Sommerfest mit falschen Fakten für Lobbyismus in eigener Sache missbrauchte und diese ihren Weg in die RTL-Nachrichten fanden (mehr erfahren)

► Medieninsider-Co-Gründer Matthias Bannert listet bei X Absurditäten und fragwürdige Produktplatzierungen im Regionalprogramm des NDR-Fernsehens in Mecklenburg-Vorpommern auf (mehr erfahren)

Mathew Ingram beschreibt bei Columbia Journalism Review am Beispiel der Anti-Defamation League (ADL), wie Elon Musk seit dem Kauf von X immer wieder neuen „woken“ Bewegungen und Institutionen die Schuld an schlechten internen und geschäftlichen Entwicklungen gibt und sich seit der Übernahme des Netzwerks zum rechten Aktivisten gemausert hat (mehr erfahren)

Josh Taylor fasst im Guardian die Forschungsergebnisse zweiter Wissenschaftler der Queensland University of Technology zusammen, laut denen die Aktivitäten von Bots auf X entgegen des Anspruchs Elon Musks deutlich zugenommen haben (mehr erfahren)

Jacob Donelly klärt bei A Media Operator darüber auf, dass stiftungsfinanzierter Journalismus kein Geschäftsmodell ist und auch diese Variante der Finanzierung konjunkturellen Schwankungen unterliegt (mehr erfahren)

Der TikTok-Trendradar von Medieninsider informiert dich fortlaufend über die aktuellen Themen-Trends auf der Videoplattform:

► 7. September 2023: „Olaf Schwammkopf“ – Scholz-Memes erreichen TikTok | Trendwelle

► 4. September 2023: Auf TikTok entsteht Sprite-Cranberry-Kult | International & Prognose

► 3. September 2023: So funktioniert der #girlmath-Trend | International

Du willst erfahren, was dahinter steckt und welche Reichweiten die Trends in Aussicht stellen? Alle relevanten Infos kannst du als Medieninsider hier abrufen. Und hier kannst du den News-Alert per Newsletter bestellen.

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Danke fürs Lesen, ! Wenn dir der Lese-Letter gefällt, leite ihn gerne an Kollegen, Bekannte oder Freunde weiter. Wir freuen uns auch, wenn du in sozialen Netzwerken auf unsere Artikel hinweist! In dieser Woche hat das unter anderem Sarah Brasack, Hartmut Feucht, Marcel Roth und Ingeborg Trampe getan.

Wenn du denkst, dass auch deine Kollegen Medieninsider lesen sollten, dann empfehlen sich unsere Corporate-Angebote. Mehr Informationen dazu findest du hier.

Viele Grüße sendet dir

Marvin

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