Lese-Letter 27/2023

Döpfner-Party, Bild, Nius, Julian Reichelt, Frank Gotthardt, TikTok, Plenigo, Billwerk

Hallo !

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

► In der Woche, in der bei Bild ein harter Sparkurs verkündet wurde, schmiss Mathias Döpfner eine große Party

► Unterdessen stößt die Umsetzung der Maßnahmen bei Bild auf heftige Kritik (direkt zum Artikel)

► Mit Nius startet ein neues News-Portal, das auf die rund um Julian Reichelt entwickelten Formate zurückgeht – nur hat ausgerechnet er dabei eine auffällig zurückhaltende Rolle (direkt zum Artikel)

► Der digitale Abo-Dienstleister Plenigo schließt sich mit Billwerk zusammen – und bringt einen neuen namhaften Kunden mit in die Partnerschaft (direkt zum Artikel)

Morten Wenzek kommt morgen zum digitalen Q&A und verrät, ob die Broadcast-Channel bei Instagram Hype oder Ernst sind (direkt anmelden)

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Anfang der Woche verkündete Axel Springer, bei Bild rund 200 Mitarbeiter (mehr oder weniger) rauszuwerfen – zum Ende schmiss Springer-CEO Mathias Döpfner für fast genauso viele Leute eine wilde Party. Immerhin: Das Sparprogramm war nicht der Anlass.

Vielmehr war es Döpfners 60. Geburtstag, der zwar schon wieder ein halbes Jahr zurückliegt, aber noch nicht so richtig gefeiert wurde. Zumindest nicht von ihm. Für den CEO gab es im Januar nur eine kleine Springer-Sause im obersten Stock des eigenen Hauses. Damals wollte man aber keine große Sache draus machen, erklärte mir jemand – natürlich aus Rücksicht auf das laufende „Strategieprojekt“. Man dekorierte lediglich den Ernst-Cramer-Saal um und empfand ihn originalgetreu Döpfners alter Studentenbude aus Frankfurt nach. Wie gesagt. Keine große Sache. Zwinkersmiley.

Die Döpfner-Party in der vorvergangenen Woche hatte da schon mehr zu bieten. Die schmiss er weit weg von Berlin im italienischen Ort Lucca, wo er ein Anwesen besitzt. Am Freitag soll es erst Barbecue gegeben haben, am Samstag dann eine große Kostümparty. Das Motto: DaVinci 54 – from Renaissance to Disco. Eine Hommage an den legendären New Yorker Nachtclub Studio 54, für den Döpfner eine Faszination verspürt. Deshalb war er nicht das erste Mal Vorbild. 2018 feierte Döpfner Studio 54 – Lost in Music. Damals handelte es sich aber um eine Springer-Weihnachtsfeier.

CEO Mathias Döpfner (l.) mit Bild-Reporterin Karina Mößbauer und Vorstand Jan Bayer bei der Springer-Weihnachtsfeier 2018

Foto: Axel Springer

Im Studio 54 feierten Ikonen wie Andy Warhol, Liza Minelli oder Mick Jagger, bei Döpfner Größen dieser Zeit wie Snapchat-CEO Evan Spiegel, Netflix-Chef Reed Hastings oder Elon Musk, zu denen er persönliche wie geschäftliche Beziehungen pflegt oder gerne pflegen würde. Auch deutsche Bekannte waren dem Ruf nach Lucca gefolgt, darunter Gäste wie Ina Knobloch, Präsidentin des Filmfests in Cannes. Auch Ex-Bild-Chef Kai Diekmann war mit seiner Ehefrau und Autorin Katja Kessler unter den schätzungsweise 150 Gästen.

Zu welchen hochkarätigen Musik-Acts gefeiert und getanzt, welche Tropfen getrunken wurden und wie sich Döpfner und seine Gäste zur Kostümparty verkleidet haben, verliere ich an dieser Stelle keine weiteren Worte. Die Vorstellungskraft muss genügen. Denn der Verleger von Bild findet die Berichterstattung über seine große Party offenbar nicht so gut und ließ eine Anfrage von Medieninsider durch eine Anwaltskanzlei beantworten. Und die teilte natürlich mit:

„Jede Berichterstattung über diese private Veranstaltung wäre eine Verletzung der Privatsphäre und rechtswidrig. Die Inanspruchnahme gerichtlicher Hilfe im Verletzungsfalle behalten wir uns vor.“

Das ist Juristendeutsch für: Schreib darüber und wir verklagen dich. Deshalb halten wir uns hier mal zurück und bleiben – im übertragenen Sinne – Zaungast.

Der Fairness halber muss an dieser Stelle natürlich erwähnt werden, dass auch der Springer-Chef ein Recht auf Rambazamba hat. Dass Döpfners Konzern ausgerechnet im Jahr seines 60. Geburtstags im deutschen Mediengeschäft eines der größten Sparprogramme in der Unternehmensgeschichte fährt, könnte man ungünstiges Timing nennen. Und richtig ist auch, dass so eine Party mit all ihrem logistischen Aufwand sicherlich nicht innerhalb einer Woche geplant wurde. Das Gleiche gilt aber auch für die Umsetzung eines Personalabbaus. Bei den eigenen Leuten wird das wohl kaum gut ankommen. 

Im Zuge des umfangreichen Stellenabbaus bei Bild will die Führung nur an Mitarbeitern festhalten, die ihrer Ansicht nach die Anforderungen an die neue „Digital only“-Strategie erfüllen. Dafür hat die Chefredaktion um Marion Horn nun eine „Skill-Übersicht“ vorgelegt. Das Vorgehen stößt intern auf Entsetzen. Ein langjähriger Redakteur übt nun in einem Schreiben heftige Kritik. Medieninsider liegt sowohl der Brief an Chefredakteurin Horn als auch ihre Antwort vor.

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Nach monatelanger Vorbereitung steht ein neues Newsportal vor dem Launch, das aus den bisherigen Aktivitäten rund um den geschassten Bild-Chefredakteur Julian Reichelt hervorgeht. Während die Macher von Nius versprechen, die „Stimme der Mehrheit“ zu sein, hat die Mehrheit hinter den Kulissen nur eine Stimme – und das ist nicht die von Reichelt. Ausgerechnet er spielt eine auffällig zurückhaltende Rolle, wie unsere Recherchen zeigen.

Das Publisher-Ranking für Juni zeigt, mit welchen Themen digitale Journalismusmarken auf TikTok erfolgreich sind. An der Spitze des Rankings konnte sich im Juni ein neuer Doku-Kanal der Öffentlich-Rechtlichen platzieren. Darüber hinaus ist ein zuvor inaktiver Publisher-Account wieder aus dem Winterschlaf erwacht. Auffällig: Alle Chart-Platzierungen haben erstmals jeweils mehr als eine Million Aufrufe.

Zwei Wettbewerber schließen sich zusammen: Plenigo wechselt unter das Dach der Unternehmensgruppe Billwerk+. Durch die Bündelung der Kräfte soll ein Anbieter für Subscription-Management Made in Germany und mit internationalen Ambitionen entstehen. Damit will man auch der amerikanischen Konkurrenz etwas entgegenzusetzen – einen neuen, namhaften Verlagskunden bringt Plenigo gleich mit in die Partnerschaft.

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News

► Die Aktionäre von ProSiebenSat.1 kritisieren den Konzern auf der Hauptversammlung für seine schlechten Zahlen und die häufigen Führungswechsel (mehr erfahren)

► RTL verkauft die P.M.-Wissensmagazine von Gruner+Jahr zum 1. August 2023 an den Verlag GeraNova Bruckmann – eine Kaufsumme nennen die Verlage nicht, der Deal muss noch von der Kartellbehörde genehmigt werden (mehr erfahren)

► CSU-Geschäftsführer Stefan Müller fordert, das öffentlich-rechtliche Jugendnetzwerk Funk einzustellen, nachdem dort in einem Format Unions- und AfD-Politiker miteinander verglichen wurden, ARD-Chef Kai Gniffke entschuldigt sich (mehr erfahren)

► Das Oberlandesgericht Stuttgart hat das vom Landgericht verhängte Verbot der SWR-App Newszone aufgehoben – laut Begründung sei ein verpflichtendes, zuvor notwendiges Schlichtungsverfahren nicht erfolgt (mehr erfahren)

► Das Landgericht Bonn hat nach einer Klage des Wort & Bild Verlags (Apotheken Umschau) das nationale Gesundheitsportal des Bundesgesundheitsministeriums in seiner bisherigen Form verboten, weil es gegen das Gebot der Staatsferne der Presse verstoße (mehr erfahren)

► Die Hamburger Morgenpost erwägt, künftig nur noch eine Ausgabe pro Woche zu drucken, wie Verleger Arist von Harpe dem Spiegel bestätigt – zuletzt ging die Auflage rapide zurück (mehr erfahren) Bereits 2021 hatte von Harpe mit solchen Überlegungen gespielt und sie im Gespräch mit Medieninsider geteilt

► Die DPA-Gruppe hat ihren Umsatz 2022 um 5,5 Prozent auf 165,5 Millionen Euro gesteigert, einen Gewinn weist sie nicht aus. Dafür aber den der DPA GmbH, in der sie ihr Kerngeschäft betreibt – hier ging der Gewinn um 40 Prozent auf 1,2 Millionen Euro zurück (mehr erfahren)

► Der Emotion Verlag, der 2009 um das Ex-Gruner-Magazin Emotion errichtet wurde, hat Insolvenz angemeldet (mehr erfahren)

► National Geographic hat 19 Redakteure entlassen und damit fast keine eigene Redaktion mehr – künftig sollen Freiberufler die Inhalte liefern, der Kiosk-Verkauf soll in den USA eingestellt werden (mehr erfahren)

► Google hat angekündigt, Links zu kanadischen Nachrichten zu entfernen, nachdem die kanadische Regierung ein Gesetz verabschiedet hat, das Plattformen zum Zahlen für die Inhalte verpflichten soll – auch Facebook hatte einen Schritt angekündigt, wie Google ihn nun geht (mehr erfahren)

► Twitter hat eine tägliche Lesebeschränkung von 6000 Posts für verifizierte Accounts und 600 Posts für unverifizierte Accounts verhängt, um „Datenabschöpfung und Systemmanipulation“ zu bekämpfen (mehr erfahren) – ab August sollen außerdem nur noch zahlende Twitter-Nutzer die Anwendung TweetDeck nutzen können (mehr erfahren)

► Snapchat erreicht mit seinem Abo-Service Snapchat+ im ersten Jahr vier Millionen zahlende Nutzer, berichtet Axios (mehr erfahren)

► Instagrams Twitter-Konkurrent Threads startet am 6. Juli 2023, Nutzer können ihre Instagram-Follower dorthin mitnehmen (mehr erfahren)

Entdeckungen

Stern-Journalist Veit Medick plädiert nach seinem umstrittenen Interview mit Alice Weidel für eine Berichterstattung über die AfD, die sich nicht ausschließlich damit befasst, Abgründe aufzuzeigen – dies würde die Attraktivität der Partei nur steigern (mehr erfahren)

► Kabarettistin Christine Prayon erklärt im Kontext-Interview mit Susanne Stiefel ihren Ausstieg aus der Heute Show und kritisiert die ZDF-Satiresendungen für einseitige Stimmungsmache gegen Andersdenkende (mehr erfahren)

Casey Newton befasst sich mit den Grenzen künstlicher Intelligenz und beschreibt, wie sich die Technologie selbst zum Kollabieren bringen wird, wenn sie sich zunehmend aus selbst generierten Informationen weiterentwickelt (mehr erfahren)

Felix Stephan beschreibt in der Süddeutschen Zeitung den Weg der ehemaligen SED-Zeitung Neues Deutschland hin zu einem krisengeschüttelten Medium, das nun mit einer Rettungskampagne um sein Überleben kämpft (mehr erfahren)

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Danke fürs Lesen, ! Wenn dir der Lese-Letter gefällt, leite ihn gerne an Kollegen, Bekannte oder Freunde weiter. Wir freuen uns auch, wenn du in sozialen Netzwerken auf unsere Artikel hinweist! In dieser Woche haben das unter anderem Hartmut Feucht, Goran Majic, Nadia Zaboura, Luis Paulitsch, Jan Karon, Christian Schoger und Lennart Schneider getan.

Wenn du denkst, dass auch deine Kollegen Medieninsider lesen sollten, dann empfehlen sich unsere Corporate-Angebote. Mehr Informationen dazu findest du hier.

Viele Grüße sendet dir

Marvin

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