Lese-Letter 22/2023

Spiegel, Bild, Transformation, Journalistenausbildung, Personalmanagement

Hallo !

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

Dirk Kurbjuweit ist neuer Spiegel-Chef und Marion Horn führt Bild – was die Personalien für die Transformation bedeuten

► Was der neue Spiegel-Chefredakteur bei seinem ersten internen Auftritt erklärt hat und wie es ankam (direkt zum Artikel)

Alexandra Borchardt erklärt in ihrer Kolumne, welche Fähigkeiten Journalisten für die Zukunft brauchen (direkt zum Artikel)

Claudia Michalski erklärt, wieso in der jungen Generation immer weniger Leute Chef sein wollen – und wie Unternehmen damit umgehen sollten (direkt zum Artikel)

► Jetzt anmelden: Heute findet unser Q&A mit Leandro Cerqueira Karst zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks statt (direkt zur Anmeldung)

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Das Jahr 2023 ist für die Digitalisierung deutscher Medienhäuser wohl so entscheidend wie keines zuvor. Deutschlands mächtigste Medienmarken haben beschlossen, es mit neuem Führungspersonal zu bestreiten. Die Namen, die man mit der Zukunft von Bild und Spiegel verbinden soll: Marion Horn und Dirk Kurbjuweit. Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck: Es sind Boulevardhaubitze und Edelfeder anstatt Innovationstreiber und Management-Talent. Was haben die Personalien nun zu bedeuten? Auf in die Vergangenheit statt zurück in die Zukunft?

Es ist bekanntermaßen alles andere als egal, wer den Ton angibt. Besonders in Deutschlands Redaktionen wird darauf gehört, was von oben kommt. Hierarchiedenken ist hier niemandem fremd. 

Unabhängig von der Frage, was beide Personalien für ihr Haus jeweils bedeuten, zeigen sie vor allem eines: In den Redaktionsspitzen soll es wieder um Publizistisches gehen. Sowohl Horn als auch Kurbjuweit stehen mehr für die inhaltliche Ausrichtung als die passenden Ausspielwege. Es ist erwartbar, dass sie sich vor allem darauf konzentrieren, ihre Marken zu schärfen – das mag bei dem einen Titel notwendiger  sein als bei dem anderen.

Klar ist aber auch: Wer es sich leisten will, sich dem weiteren (und radikalen) Wandel zu verschließen, bekommt kurzerhand ein existenzielles Problem. Das kann weder bei Bild noch beim Spiegel von Interesse sein. Im Umkehrschluss bedeutet das: Transformation wird woanders gemacht. Es gibt zwei Möglichkeiten, von denen eine bei Bild und die andere beim Spiegel Anwendung finden könnten. 

Die erste heißt: Die zweite Reihe wird wieder wichtiger. Dort sitzen bekanntermaßen die Spezialisten für bestimmte Fachgebiete. Ihre Expertisen könnten an Bedeutung gewinnen und Entscheidungen stärker beeinflussen. Umso wichtiger für die Führung, diese Posten nicht nur mit den fachlich besten, sondern auch vertrauenswürdigen zu besetzen. Kompetenzgerangel und Machtkampf kann eine neue Führung so gut gebrauchen wie das Sommerloch.

Die zweite Variante heißt: Der Verlag gewinnt an Bedeutung. Nach der Integration von Print und Online folgt nun die Integration von Redaktion und Verlag. Produkt- und Vertriebsteams haben im Digitalen ohnehin an Einfluss gewonnen, viele der dortigen Posten in den vergangenen Jahren wurden mit Journalisten besetzt. Wo noch nicht geschehen, ist das unbedingt empfehlenswert. Denn ohne Zugang zur Redaktion und die dortige Akzeptanz wird diese Variante kaum aufgehen – auch wenn die Geschäftsführung aus einem gelernten Journalisten besteht.

So oder so: Ohne die richtigen Kompetenzen an den richtigen Stellen, wird es nicht gehen. Journalisten können dabei profitieren. Mit dem Verständnis fürs Handwerk erfüllen sie eine wichtige Grundvoraussetzung für die Zukunft der Branche. Mit weiteren Fähigkeiten wird aus ihnen das, was jeder Verlag und jede Redaktion wirklich braucht – denn das ist längst nicht mehr nur das Schreiben. Alexandra Borchardt hat zusammengestellt, was Journalisten in Zukunft können müssen. Ein lesenswerter Text nicht nur für alle, die Journalismus von morgen machen wollen, sondern auch für ihre Ausbilder. Dazu passt die Kolumne von Claudia Michalski. Sie beschreibt, dass junge Generationen gar keine Lust mehr haben, Chef zu sein. Das, was gerade beim Spiegel passiert, ist nur ein Grund dafür.

Von angehenden Journalisten wird heute mehr verlangt als früher. Das kann von Vorteil sein. Es zählt eben nicht mehr nur das Schönschreiben, vielmehr gerät es sogar in den Hintergrund, wie Alexandra Borchardt schreibt. Hier sind sieben Fähigkeiten, die Journalisten beherrschen sollten.

Die Schadensbegrenzung beginnt: Am Tag nach dem aufsehenerregenden Aus von Steffen Klusmann als Spiegel-Chefredakteur trat die Führung vor die Belegschaft. Den Anfang machte Nachfolger Dirk Kurbjuweit. Was er in seiner halbstündigen Ansprache gesagt hat und wie es aufgenommen wurde.

Beim Spiegel ist das Chaos ausgebrochen. Große Teile der Redaktion reagieren auf das Aus von Steffen Klusmann als Chefredakteur entsetzt oder resigniert – auch weil sich die offenbar treibenden Kräfte hinter der Entscheidung kaum erklären können. Damit bringt sich auch die Führung der Mitarbeiter-KG in eine riskante Lage.

Führungsposition – nein danke!

Junge Arbeitskräfte wollen keine Führungsrollen übernehmen. Medienhäuser müssen deshalb umdenken und sich vom Mantra „höher – schneller – weiter“ verabschieden, schreibt Claudia Michalski. Das hat sowohl für Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber einige Vorteile:

The Pioneer

Berlin

Stiftung Warentest

Berlin

Medieninsider

Berlin oder remote

MovactBerlin oder remote

MovactBerlin

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News: 

► Der Umsatz des Spiegel sank 2022 um knapp drei Prozent auf 267 Millionen Euro, der Gewinn um 14 Prozent auf 42,8 Millionen Euro – „dämpfende Einflüsse“ seien die gestiegenen Energiekosten und die Inflation (mehr erfahren)

► Die Spiegel-Gruppe verlässt die von Bertelsmann organisierte Ad Alliance und lässt sich zukünftig von Holtzbrincks IQ vermarkten (mehr erfahren)

► ProSiebenSat.1 hat im 1. Quartal 2023 einen Verlust von 15 Millionen Euro gemacht. Im Vorjahresquartal hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 38 Millionen Euro eingefahren; der Umsatz sank um 13 Prozent auf 816 Millionen Euro – Grund sei das schwächelnde Werbegeschäft (mehr erfahren)

► Laut Tagesspiegel will Axel Springer die BZ am Sonntag zu August 2023 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit einstellen, die Samstagsausgabe soll dafür wachsen (mehr erfahren)

Semafor hat 19 Millionen US-Dollar Kapital eingesammelt, unter den Investoren sind KKR und Yahoo-Gründer Jerry Yang; mit dem Geld will sich Semafor aus der Investition von Sam Bankman-Fried herauskaufen, der nach dem Konkurs der Krypto-Börse FTX angeklagt worden war (mehr erfahren)

Buzzfeed startet eine neue Retail-Plattform; das soll helfen, mehr Inhalte durch unabhängige Content-Creator produzieren zu lassen, die wiederum vom Marken-Zugang profitieren sollen (mehr erfahren)

► Der OpenAI-Konkurrent (ChatGPT) Anthropic hat in einer Series-C-Finanzierungsrunde 450 Millionen US-Dollar eingesammelt – unter anderem von Google, Salesforces und Zoom Ventures (mehr erfahren)

► Floridas Gouverneur Ron DeSantis stärkt Twitters Position als konvervative Medienplattform, indem er seine Präsidentschaftskandidatur dort ankündigte; der Stream in Elon Musks Twitter-Space war von technischen Schwierigkeiten geprägt (mehr erfahren)

► Twitter steigt aus dem Verhaltenskodex der EU gegen Desinformation aus (mehr erfahren)

Entdeckungen: 

Sara Fischer und Mike Allen beschreiben bei Axios, wie Twitter unter Elon Musk konservativen Medien wie Fox News den Rang abläuft und Klientel-Größen wie Tucker Carlson auf seine Plattform zieht (mehr erfahren)

Rewert Hoffer und Lucien Scherrer analysieren in der NZZ, wie groß der Einfluss von Verleger Holger Friedrich auf die journalistische Arbeit der Berliner Zeitung ist und welche Haltung die Berliner Zeitung unter ihm einnimmt (mehr erfahren)

Axios-Gründer Jim VandeHei glaubt, dass künstliche Intelligenz die Medien in einem Ausmaß verändern werden, wie es zuletzt das Internet getan hat und listet acht Veränderungen auf, die das Denken und die Arbeit bei Axios beeinflussen (mehr erfahren)

David Pierce beschreibt bei The Verge, wie Google mit seiner Dominanz Publisher in den AMP-Standard gezwungen hat, um ihn anschließend genau damit das Vertrauen in den Tech-Giganten zu verspielen (mehr erfahren)

Der TikTok-Trendradar von Medieninsider informiert dich fortlaufend über die aktuellen Themen-Trends auf der Videoplattform:

► 29. Mai 2023: Community vermutet das Comeback von Bibi & Julian

► 26. Mai 2023:  „BITTE OTTO BITTE” und „DANKE OTTO DANKE” – Otto Waalkes TikTok-Premiere wird durch Song-Promo von Ski Aggu zum Erfolg

► 17. Mai 2023: „Platin so ein süßer“ – Streamer erobert die Kommentarspalte bei TikTok

► 12. Mai 2023: OMR-Auftritt von Jeremy Fragrance geht auch bei TikTok viral – mit unerwarteter Reaktion

► 5. Mai 2023: Snapchat verärgert mit neuem KI-Chatbot TikTok-User:innen

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Danke fürs Lesen, ! Wenn dir der Lese-Letter gefällt, leite ihn gerne an Kollegen, Bekannte oder Freunde weiter. Wir freuen uns auch, wenn du in sozialen Netzwerken auf unsere Artikel hinweist! Dank dafür geht in dieser Woche unter anderem an Heinz AltMartin Hoffmann, Dirk Benninghoff und Manuel Lorenz.

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Viele Grüße sendet dir

Marvin

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