Lese-Letter 18/2023

Jan Böhmermann, Holger Friedrich, Pressefreiheit, Corint, TikTok-Charts, BuzzFeed

Hallo !

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

► Was Jan Böhmermann und Holger Friedrich gemeinsam haben 

► Brian Morrissey rechnet nach dem Aus von BuzzFeed News (und jetzt wohl auch Vice) mit einem Missverständnis ab

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Jan Böhmermann und Holger Friedrich haben eine Sache gemeinsam – sie wollen Journalismus machen, haben an entscheidender Stelle aber etwas nicht verstanden. 

Holger Friedrich hat dem Springer-Konzern gesteckt, dass sich Julian Reichelt mit Material an ihn und seine Berliner Zeitung gewandt hat, das unter anderem Springer-CEO Mathias Döpfner belastet. Und Jan Böhmermann hat die Vertraulichkeit mit dem Whistleblower Julian Hessenthaler gebrochen, der sich mit Informationen zur Ibiza-Affäre auch an ihn gewandt hatte. So beschreibt es Hessenthaler im Interview mit Tilo Jung.

Die Aktionen der beiden als Bärendienst zu bezeichnen, würde ihnen gute Absichten unterstellen. Vielmehr erwecken sie aber den Eindruck von Geltungssucht, die einem in der Branche immer wieder begegnet. Der eine tat es für ein paar Gags auf einer Preisverleihung. Der andere, um sich moralisch über alle anderen zu erheben.

Das Ergebnis: Böhmermann und Friedrich untergraben das Vertrauen in den Journalismus. 

Dem einen fällt nichts Besseres ein, als sich über die Kritik lustig zu machen. Der andere inszeniert sich und sein Handeln noch in einem Interview, in dem er etwas von professionellen Standards erzählt. Man teilt sich eine besondere Form der Ignoranz.

Journalismus ist unsere Ware, Vertrauen das Kapital, auf dem die Wertschöpfung aufbaut. Es braucht keine Verschwiegenheitserklärungen oder gegenseitiges Einvernehmen, um das zu wahren. Auch wer sich unaufgefordert an Journalisten wendet, wie es im Fall Friedrich heißt, hat ein Recht auf (Quellen-)Schutz. Journalisten haben die Freiheit, das Material abzulehnen. Informationen zweckzuentfremden, sich damit selbst in die Handlung einzubringen, richtet mehr Schaden an, als es hilft. Das gilt nicht nur für Journalisten, sondern auch für ihre Verleger. Vor allem wenn sie, wie Holger Friedrich gerne betont, selbst ein Volontariat absolviert haben. 

Für Friedrich, so heißt es oft, sind Regeln da, um sie zu brechen. Das ist keine grundsätzlich schlechte Eigenschaft, um Innovationen voranzutreiben. Auch Journalismus baut oft auf Regel- und Tabubruch auf. An seinen Grundfesten zu rütteln, kann er aber nicht gebrauchen. 

Der Journalismus hat an der Disruption um ihn herum in den vergangenen Jahren mehr gelitten als dass er gestärkt wurde. Es wurde vieles angefasst, das vorher als unantastbar galt. Journalismus kann sich nur verändern (beispielsweise konstruktiver werden), wenn gewisse Regeln und Prinzipien erhalten bleiben. Sonst ist es kein Journalismus mehr.

Heute ist Tag der Pressefreiheit. Es ist ein guter Tag, um sich in Erinnerung zu rufen, dass Pressefreiheit nicht bedeutet, sich alle Freiheiten nehmen zu dürfen. Vor diesem Hintergrund kann ich die neue Kolumne von Alexandra Borchardt nur empfehlen. 

Vom Prototyp zum Medien-Start-up: Im Media Founders Program des MIZ Babelsberg und des MediaTech Hub Accelerators profitiert ihr von bis zu 40.000 € finanzieller Förderung und einem Mentoring-Programm für die Unternehmensentwicklung.

Corint Media und dessen Geschäftsführer Markus Runde gehen nach mehr als 20 Jahren getrennte Wege. Die Personalie erfolgt nach monatelangen Diskussionen im Aufsichtsrat. Besonders der Axel-Springer-Konzern pochte auf die Veränderung in der Geschäftsführung, stellte zuletzt sogar ein Ultimatum

Das Aus von BuzzFeed News ist der perfekte Aufhänger für eine Kolumne von Brian Morrissey über das Ende einer Ära. Nach der Finanzkrise entstanden neue digitale Medienunternehmen, die sich durch Risikokapital finanzierten. Sie setzten darauf, diese lästigen Millennials in einem veränderten Medienumfeld zu gewinnen, das von Facebook und anderen Technologieplattformen bestimmt wird.

Der April war geprägt von Abitur-Klausuren und -Skandalen, entsprechend erfolgreich waren Publisher mit passendem Content, wie die TikTok-Charts von Medieninsider zeigen. Wer die höchsten Reichweiten erzielt hat, welche Publisher eingebüßt haben und wer neu im Ranking dabei ist, zeigt die Analyse.

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News: 

► Bertelsmann verkauft seinen französischen Callcenter-Betreiber Majorel an Teleperformance nach der geplatzten Fusion mit Konkurrenz Sitel; Bertelsmann hielt zuletzt 39,5 Prozent, auch Mitgesellschafter Saham Group nimmt den Deal an, das Gesamtvolumen beträgt drei Milliarden Euro (mehr erfahren)

► ARD-Intendanten beschließen engere Kooperation mit der ZDF-Mediathek und die Einstellung von rund 200 Social-Media-Accounts (mehr erfahren)

► Der Umsatz von ProSiebenSat.1 ist 2022 um sieben Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zurückgegangen, der Gewinn ist um 18 Prozent auf 301 Millionen Euro eingebrochen – als Grund führt der Konzern die wirtschaftliche Lage und sowie die Übernahme der Mediathek Joyn an, die zuvor ein Joint Venture war (mehr erfahren)

► Das österreichische Parlament beschließt das Ende der gedruckten Wiener Zeitung, das staatlich finanzierte Medium soll künftig nur noch online erscheinen und in eine Ausbildungsstätte für Journalisten sowie Content-Agentur für öffentliche Stellen umgebaut werden; auch Entlassungen wurden angekündigt (mehr erfahren)

► Die österreichische Regierung erlaubt dem ORF nur noch 350 reine Textbeiträge pro Woche, 70 Prozent aller Online-Inhalte müssen künftig audiovisuell sein, reine Onlineinhalte sind dem ORF nun erlaubt (mehr erfahren)

► Time schafft laut Axios die Paywall zum 1. Juni 2023 nach rund zwölf Jahren ab, um ein größeres Publikum zu erreichen; bisher hat Time 250.000 Digital-Abos, künftig soll Werbung Einnahmen bringen (mehr erfahren)

► Elon Musk kündigt an, auf Twitter ab Mai journalistische Artikel im Einzelverkauf anzubieten (mehr erfahren)

► Vice Media steht laut New York Times vor der Insolvenz, das Unternehmen suche jetzt nach Käufern, um die Pleite abzuwenden und werde dabei mit weniger als einer Milliarde US-Dollar bewertet (mehr erfahren)

► Das ChatGPT-Unternehmen OpenAI hat laut TechCrunch 300 Millionen US-Dollar bei mehreren Venture-Capital-Gebern eingesammelt und wird inzwischen mit 27 bis 29 Milliarden US-Dollar bewertet, bereits im Januar hatte Microsoft erneut zehn Milliarden US-Dollar investiert (mehr erfahren)

Entdeckungen: 

► Anna Clauß schreibt im Spiegel in Bezug auf die Reichelt-Affäre, dass Lügen von Opfern, die aus einem Machtmissbrauch einen sexuellen Missbrauch „konstruieren“, keine Entschuldigung für das Fehlverhalten des Chefs seien (mehr erfahren)

► Autor Jan Fleischhauer weist darauf hin, dass Clauß damit einräumt, dass eine Zeugin, auf die sich auch der Spiegel berief, gelogen hat (mehr erfahren)

► Michael Hanfeld kritisiert in der FAZ Holger Friedrich für die Weitergabe vertraulicher Informationen an Axel Springer und sieht einen möglichen Fall von Informantenverrat (mehr erfahren)

Holger Friedrich verteidigt die Weitergabe der vertraulichen Informationen von Julian Reichelt im Interview mit dem Manager Magazin und möchte Aufklärung neu definieren (mehr erfahren)

► Bloomberg beleuchtet TikToks Algorithmus und den Umgang mit suizidalen Inhalten (mehr erfahren)

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Viele Grüße sendet dir

Marvin

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