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Lese-Letter 17/2024
Politico, Gordon Repinski, Cecil von Busse, Table Media, Michael Bröcker, Simon Kretschmer, Markus Knall, Markus Franz, Ippen
Hallo !
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Publisher entdecken das Fachverlagswesen für sich – was die so genannten Briefing Companys voneinander unterscheidet
► Gordon Repinski und Cecil von Busse sprechen im Interview über den Deutschland-Launch von Politico (direkt zum Interview)
► Michael Bröcker und Simon Kretschmer erklären die selbstbewusste Expansionsstrategie von Table Briefings und nennen erste Zahlen (direkt zum Interview)
► Claudia Michalski erklärt in ihrer Kolumne, weshalb der Abbau von Hierarchien vor allem in Redaktionen Risiken birgt (direkt zum Artikel)
► Mehr als die Hälfte der Plätze ist schon weg – melde dich jetzt zum Q&A am 2. Mai mit Markus Knall und Markus Franz (Ippen) über künstlicher Intelligenz in Redaktionen an (direkt zum Event)
► Um eine Antwort verlegene Verleger – die DuMonts ignorieren den Appell ihrer Journalisten (am Ende des Newsletters)
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Zahlreiche Anbieter buhlen mittlerweile mit eigenen Angeboten um die Gunst der so genannten Entscheider. Dass Fachinformationen – gekleidet in Briefings – nun auch für Publikumsverlage interessant werden, hat vor allem mit einer Sache zu tun: mit der Hoffnung auf eine höhere Zahlungsbereitschaft und – in der Regel – höheren Umsätzen pro Kopf. Wenn der einzelne nicht gerne bezahlt, sollen es Institutionen tun. Eine schnelle Marktübersicht:
Den Synergieansatz fährt der Tagesspiegel. Mit seinen Backgrounds hat der Titel das Geschäft mit den Briefings früh erkannt und setzt bereits seit 2017 auf den Kreis der so genannten Politik-Entscheider. Besonderheit: Die Fachredaktionen arbeiten auch für die Zeitungsredaktion.
Sich mit der Briefingsidee selbständig gemacht hat Ex-Tagesspiegel-Herausgeber Sebastian Turner. Mit Table Media (jetzt Table Briefings) probiert er den Start-up-Ansatz, losgelöst von alten Verlagsstrukturen und, zumindest bislang, ohne Investoren.
Politico hingegen, Pionier aus den USA, verfolgt den Internationalisierungsansatz. Seit der Übernahme durch Axel Springer im Jahr 2021 hat das US-Medium in Europa expandiert, startete nach Großbritannien- und Frankreich-Ablegern jüngst auch in Deutschland. Das internationale Netzwerk soll den Unterschied zu lokalen Konkurrenten ausmachen.
Den Publikumsansatz findet man bei der FAZ. Unter dem Label Pro ist die Tageszeitung seit Herbst mit D:Economy unterwegs. Die FAZ bildet eine besondere Ausnahme: Das Briefing zielt auf Fachpublikum aus der Digitalwirtschaft ab, soll aber das herkömmliche Angebot stärken. FAZ Pro ist ins digitale Abomodell FAZ+ integriert.
Auf den Parallelansatz setzt der Süddeutsche Verlag. Für das SZ Dossier hat er eine eigene Einheit um den ehemaligen Politico-Journalisten Florian Eder gegründet, die losgelöst von der Tageszeitung agieren soll. Während die dortige Redaktion spart, baut der „neue politische Informationsdienst“ auf, warb gerade erst den geschäftsführenden Table-Redakteur Fabian Löhe ab. Wie Politico oder die FAZ befindet sich aber auch die SZ mit ihren Briefings im Anfangsstadium. Auf das erste zum Thema Digitalwende soll bald eines zum Thema Nachhaltigkeit folgen.
So sehr sie alle das gleiche Ziel verfolgen, so sehr unterscheiden sich die neuen Briefing-Angebote in ihren Details und Strategien durchaus. Deutlich wird das auch in den zwei großen Interviews, die ich in den vergangenen Wochen dazu führen konnte.
In einem erklärt Simon Kretschmer, der Geschäftsführer von Table Briefings, die selbstbewusste Expansion, die mit ersten Gerüchten über den Politico-Launch in Deutschland begann, so:
„Die Expansion kommt aus Überzeugung. (...) Table Briefings sieht sich ganz klar in der Rolle, den Markt zu gestalten.“
Im anderen antwortet Cecil von Busse, General Manager bei Politico, auf die Frage,
weshalb das Medium trotz seines finanzstarken Investors Axel Springer in Deutschland vergleichsweise zögerlich agiert, so:
„Würden wir direkt zu Beginn einen großen Kostenapparat aufbauen, würden wir ihm nur noch hinterherlaufen.“
Unternehmen wollen bei Personaleinsparungen auch Hierarchien abbauen. Was vernünftig klingt, birgt besonders in Redaktionen großes Risiko, schreibt Claudia Michalski in ihrer Kolumne.
Unsere Q&As sind digitale Runden, in denen wir dich und weitere Mitglieder gezielt mit Experten und spannenden Menschen aus unserer Branche zusammenbringen.
Du kannst in geschützter Atmosphäre Fragen stellen. Die Q&As werden weder aufgezeichnet noch anderweitig verwertet, um einen vertrauensvollen Austausch zu gewährleisten.
In den kommenden Wochen begrüßen wir wieder inspirierende Gäste, die sich auf den Austausch mit dir und anderen Medieninsidern freuen!
2. Mai 2024, 19.00 Uhr: Wo kann künstliche Intelligenz im Journalismus helfen?
Die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz (KI) im Journalismus lassen sich am besten ausmachen, wenn man mit ihr experimentiert. Für die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien ist Ippen Digital bekannt. Markus Franz, Chief Technical Officer, und Chefredakteur Markus Knall berichten im Q&A, in welchen Feldern KI bereits zum Einsatz gekommen ist und welche Erfahrungen die Experten bereits damit gemacht haben.
6. Juni 2026, 19.00 Uhr: Von Print zu digital – wie nehme ich meine Leser mit?
Nahezu jeder Verlag muss sich Gedanken über den Abschied aus dem Printgeschäft machen, wie es bislang selbstverständlich war. Sonntagszeitungen erscheinen bereits zum Wochenende, tägliche Zeitungen werden ein- die Berichterstattung auf digitale Kanäle umgstellt – und die große Frage lautet: Wie nehme ich meine Abonnenten mit? Philipp Dudek und Jan Weiß befassen sich beruflich mit der Frage und haben Mittel und Wege analysiert, wie Verlage ihre Leser bei der Umstellung begleiten können. Im Q&A teilen sie ihre Eindrücke aus der Praxis.
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News
► Der DJV wirft Sachsens Medienstaatsminister Oliver Schenk (CDU) „Aufruf zum Verfassungsbruch“ vor, nachdem dieser eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags ausgeschlossen hat (mehr erfahren)
► Recherchen von Übermedien bestätigen Medieninsider-Berichte, nach denen auch Pauschalisten von der Sparwelle bei der Süddeutschen Zeitung betroffen sind, und legen einen ruppigen Umgang mit „festen Freien“ offen (mehr erfahren)
► Die Presseverlage im Südwesten gehen erneut juristische gegen die SWR-App Newszone vor (mehr erfahren)
► In Nordostniedersachsen übernimmt das Medienhaus Lüneburg rückwirkend zum 1. Januar alle Anteile am Winsener Anzeiger (mehr erfahren)
► NTV führt in Abstimmung mit der DPA ein KI-Tool ein, das Meldungen der Agentur gewichtet und dem Stil des Nachrichtenportals anpasst – die Technologie soll auch bei anderen RTL-Medien zum Einsatz kommen (mehr erfahren)
► Laut einer Studie des Medienverbands der freien Presse nehmen Cyberattacken auf Publisher zu – 40 Prozent der 118 befragten Verlage wurden schon einmal angegriffen (mehr erfahren)
► Donald Tumps soziales Netzwerk Truth Social plant den Einstieg ins Streaming-Geschäft und will dafür eine eigene Plattform bauen (mehr erfahren)
Entdeckungen:
► In der Schweiz verließen 2023 etwa 100 Journalisten die Branche, wie das Onlinemagazin Republik recherchiert hat. Es ist bereits der vierte Report dieser Art, der Aufschluss über die Entwicklung des Journalismus im Nachbarland gibt (mehr erfahren)
► Zeit-Verlagschef Rainer Esser reagiert bei den Medientagen Mitteldeutschland auf den FAZ-Gastbeitrag von Springer-CEO Mathias Döpfner und bezeichnet dessen Äußerung, dass Google gegen die Verlage gewonnen habe, als „Ammenmärchen“ – vielmehr deutet der Manager an, dass es Springer vielmehr um eigene Interessen gehe. Auch das Leistungsschutzrecht sei „Blödsinn“ (mehr erfahren)
► Auch Thomas Knüwer arbeitet sich am Gastbeitrag von Döpfner ab und charakterisiert den Medienmanager als „delulu“, was er für ältere Leser eingangs als „wahnhaft“ übersetzt (mehr erfahren).
Die DuMont-Verleger haben den Brief … verlegt.
Vor einer Woche berichteten wir in diesem Newsletter über eine neue Eskalationsstufe im Hause DuMont. Nachdem der Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers zunächst die Kontrolle über ihren Digitalauftritt entzogen worden war, folgte der Stellenabbau. Wenig später versuchte die Belegschaft in einem Brief zu ihren Verlegern Isabella Neven DuMont und Christian DuMont Schütte durchzudringen. Über mangelnde klare Ansagen des DuMont-Managements schrieben sie:
„Das macht uns Angst.“
Wie hat die Verlegerfamilie auf den Hilferuf ihrer Journalisten reagiert?
Gar nicht.
Über eine Woche nach dem Appell der eigenen Journalisten steht eine Antwort aus. Eine Anfrage von Medieninsider dazu blieb unbeantwortet.
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Viele Grüße sendet dir
Marvin
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