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Lese-Letter 13/2023
Medienjournalismus stinkt, auch Digitalmarken kämpfen mit Transformation, wie besseres Recruiting gelingt
Hallo !
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:► Hans-Jürgen Jakobs mahnt zur Rettung des Medienjournalismus – wir sollten darüber sprechen
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Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich an dieser Stelle gefragt: Quo vadis, Medienjournalismus?Anlass war der vorangegangene Exodus langjährig erfahrener Medienjournalisten sowie die Einstellung der vielfach geschätzten, aber wirtschaftlich nicht mehr erfolgreichen Medienkorrespondenz.
Ich beklagte, dass die wichtige Disziplin des Medienjournalismus in den Publikumsmedien, aber auch in der Nische, auf dem Rückzug sei, dass die mit ihr betrauten Redakteure sie meist nur neben ihrem eigentlichen Thema betreuten und dass vor allem der Nachwuchs fehle. Kurzum: Der Medienjournalismus kämpft – auch ums Überleben.
Mein Ruf in die Branche verhallte ohne großes Echo. Ein Jahr später hat sich nichts geändert. Es ist teilweise noch schlimmer geworden. In vielen Fachmedien beschränkt man sich mehr auf Verlautbarungsjournalismus und Marketingthemen. Originäres und Originelles wird (auch in den Publikumsmedien) unbedacht wie unreflektiert abgeschrieben.
Mehr Glück hat da vielleicht ein Mann, dessen Stimme zu den gewichtigsten im deutschen Medienjournalismus gehört: Hans-Jürgen Jakobs.
Jakobs machte schon Medienjournalismus, als ich noch gar nicht geboren war. In meinem Geburtsjahr 1990 legte er zusammen mit Uwe Müller das Buch Augstein Springer & Co vor. Der 400-Seiten-Band über deutsche Mediendynastien ist bis heute Pflichtlektüre für alle, die die Irrungen und Wirrungen unserer Branche verstehen wollen. In den 90er-Jahren schrieb Jakobs die großen Mediengeschichten im Spiegel, später erlebte die Medienseite der Süddeutschen unter seiner Leitung ihre besten Jahre.
Auch als Chefredakteur des Handelsblatts verlor er die Medienbranche nicht aus den Augen. Zuletzt unterbrach er seinen Ruhestand für eine aufsehenerregende Analyse über Bertelsmann und Gruner + Jahr.
Jetzt meldet sich Jakobs wieder. Gewohnt unbequem. In einem Gastbeitrag für epd Medien findet er alarmierende Worte zum Zustand unserer Disziplin. Der noch am ehesten zuversichtlich stimmende Satz lautet:
„Medienjournalismus ist nicht tot, es riecht nur etwas streng.“
Eine „Königsdisziplin der Branche“, schreibt Jakobs, erlebe einen „nicht mehr schleichenden, vielmehr trabenden Bedeutungsverlust“. Angesichts der herausfordernden Zeiten sei das „einigermaßen absurd“.
Als Gründe für diese Entwicklung macht Jakobs sowohl die wirtschaftliche Dominanz als auch die publizistische Relevanz der großen Tech-Konzerne aus. Je wichtiger und mächtiger diese würden, desto weniger schaue man auf das eigene Schaffen. Hinzu komme die zunehmende Dünnhäutigkeit der deutschen Verleger mit wachsenden gegenseitigen Berührungsängsten. Eine zentrale Frage laute:
„Wie will Journalismus glaubwürdig sein, wenn er dem Journalismus über sich selbst keinen Platz einräumt?“
Jakobs fordert, den Medienjournalismus aus der „Mauerblümchen“-Kategorie herauszuholen, ihn im Sinne der Hygiene des medialen Ökosystems zu stärken. Statt eines strukturellen Abbaus brauche es eine „Renaissance des Genres“.
Jakobs’ Plädoyer hat mich nachdenklich gestimmt. Auch wir bei Medieninsider wollen einen bedeutenden und starken Medienjournalismus – wir haben unser Magazin gegründet, weil wir mit dem Status quo in der Branche nicht glücklich waren. Wir fragen uns täglich:
Was muss moderner Medienjournalismus leisten – und wie kann er aussehen?
Eine Antwort darauf finden wir nicht allein, sondern im Dialog. Deshalb habe ich Hans-Jürgen Jakobs zum Austausch eingeladen. Am 18. April 2023 (18 Uhr) wird er zum digitalen Q&A kommen, um über seine Gedanken zu debattieren – nicht nur mit mir, sondern auch mit dir und weiteren Medieninsidern! Ich bin mir sicher: Die Debatte bringt uns weiter.
Du kannst dich dafür unkompliziert hier anmelden. Bis dahin empfehle ich dir Jakobs Essay wärmstens als Lektüre. Es ist ein Weckruf, den die Branche braucht.
Nicht nur die etablierten Medien kämpfen mit der Transformation. Brian Morrissey wirft in seiner Kolumne einen Blick auf Recode. Die Tech-Medienmarke hat schon Pionier-Arbeit geleistet, als sie noch gar nicht so hieß. Doch das ist mittlerweile vorbei. Über eine vertane Chance:
Wie die jüngste Bilanz des US-Verlagshauses verdeutlicht, konnte die „Gray Lady“ auch im Geschäftsjahr 2022 erneut einen zweistelligen Umsatzzuwachs ausweisen. Welche Gründe hinter diesem Erfolg stecken, lesen Sie hier auf editorial.media
Das allgemeine Wehklagen über den Fachkräftemangel reißt trotz der Krisenmeldungen aus den Medienhäusern nicht ab. Während auf der einen Seite Hunderte von Mitarbeitern entlassen werden, suchen die meisten Medienhäuser mit wachsender Verzweiflung nach neuen Talenten. Claudia Michalski hat in ihrer Kolumne einen Vier-Punkte-Plan für das Recruiting aufgestellt.
Vor zehn Jahren hat Nikolaus Förster Impulse aus Gruner + Jahr herausgelöst. Im Q&A hat er Fragen unserer Mitglieder beantwortet und erzählt, warum der Management-Buy-out eine naive Idee war, warum ihm heute die Kundenbindung wichtiger ist als die Auflage und wie sich sein Magazin während der Corona-Pandemie verändert hat.
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News:
► Zeitschriftenverlage und Gewerkschaften einigen sich nach der sechsten Verhandlungsrunde auf ein Gehaltsplus von 4,4 Prozent und einen Inflationsausgleich von 125 Euro für Redakteure (mehr erfahren)
► Die öffentlich-rechtlichen Anstalten verfügen laut dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik 2023 voraussichtlich erstmals über mehr als 10 Milliarden Euro (mehr erfahren)
► Der NDR hat die extern beauftragte Analyse zur Unternehmenskultur vorgelegt – sie legt zahlreiche Defizite offen, empfiehlt ein Rotationsprinzip bei Führungskräften und einen besseren Umgang mit freien Mitarbeitern (mehr erfahren)
► Die ARD kalkulierte laut Business Insider Deutschland im Juni 2022 damit, den Rundfunkbeitrag auf bis zu 25,19 Euro pro Monat steigen zu lassen (mehr erfahren)
► ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets kündigt einen Stellenabbau an, ohne konkrete Zahlen zu nennen und schlägt Joyn als gemeinsame Plattform mit Öffentlich-rechtlichen vor (mehr erfahren)
► Die österreichische Regierung senkt ab 2024 den Rundfunkbeitrag von 22,50 Euro auf 15 Euro pro Monat und steigt auf eine Haushaltsabgabe um (mehr erfahren)
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► Axios HQ, das Unternehmenskunden die Newsletter-Technologie von Axios anbietet, sammelt in einer neuen Finanzierungsrunde 20 Millionen US-Dollar ein (mehr erfahren)
► Twitter macht Verifizierung, Umfragen und Empfehlungen mit monatlich acht US-Dollar für alle Nutzer kostenpflichtig, alte Haken zur Verifizierung werden ab dem 1. April entfernt (mehr erfahren)
Entdeckungen:
► Bron Maher beschreibt in PressGazette, wie Wordle und andere Rätselspiele die Abo-Zahlen der New York Times nach oben treiben und andere Publisher nachziehen (mehr erfahren)
► Aisha Majid analysiert in PressGazette, warum Publisher in den Google-Top-Stories immer häufiger gegen Seiten ohne klassischen News-Hintergrund ankämpfen und wie sie trotzdem gut abschneiden können (mehr erfahren)
► Der Mann, der mithilfe künstlicher Intelligenz die viral gegangenen Fotos von Papst Franziskus erstellte, war währenddessen high – Buzzfeed News hat mit ihm gesprochen (mehr erfahren)
Der TikTok-Trendradar von Medieninsider informiert dich fortlaufend über die aktuellen Themen-Trends auf der Videoplattform:
► 27. März 2023: TikTok-Anhörung – Community macht sich über Kongress-Fragen lustig
► 21. März 2023: bombastic side eye – Trend wird in mehrere Sprachen übersetzt
► 6. März 2023: Schlägerei zu Creed 3: Eskalation im Kinosaal wird zum Trend
► 2. März 2023: Bold Glamour – täuschend echte KI-Filter sorgen für Furore
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Marvin
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