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Lese-Letter 12/2024
Bild, Marion Horn, Paid-Content-IVW, Süddeutsche, Resilienz, TAZ, Szenario 2022
Hallo !
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Nach außen propagiert Bild den Aufbruch, doch intern brodelt es – dabei scheint Chefredakteurin Marion Horn ihre eigene „Kultur des Respekts“ zu torpedieren (direkt zum Artikel)
► Die Süddeutsche Zeitung hat zum ersten Mal seit Monaten digitale Abonnenten verloren und kann damit aber durchaus zufrieden sein – Kevin Dusch hat die jüngsten Zahlen der Paid-Content-IVW analysiert (direkt zum Artikel)
► Um die Widerstandsfähigkeit der Branche steht es schlecht wie nie – Stephan Weichert nennt in seinem Gastbeitrag sechs Wege, wie Journalisten resilienter werden können (direkt zum Artikel)
► Szenario 2022 2025 – bei der TAZ nähert sich der Umstieg von der gedruckten auf die digitale Tageszeitung (am Ende des Newsletters)
► Unsere nächsten Q&As: Lerne mehr über New Work, den Ausstieg aus dem Print-Geschäft oder Anwendungsfälle für künstliche Intelligenz im Journalismus (direkt zu den Events)
► Unser Medienjournalismus wird durch unsere Mitglieder finanziert – werde auch du Medieninsider und ermögliche mehr Recherchen aus der Branche für die Branche (jetzt Mitgliedschaft abschließen)
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Würdest du deinen Arbeitgeber an Freunde und Bekannte weiterempfehlen? Falls ja, dann unterscheidet dich das von den meisten Mitarbeitern bei Bild.
Vor ein paar Wochen stellten Chefredaktion und Geschäftsführung Ergebnisse der jüngsten Mitarbeiterbefragung vor, die im Januar dieses Jahres durchgeführt wurde. Das Stimmungsbarometer war mit besonderer Spannung erwartet worden. Denn es war das erste seit Ende 2022 und damit auch das erste Zeugnis, das die Belegschaft Marion Horn ausgestellt hatte, die in diesen Tagen vor einem Jahr das Amt der Chefredakteurin übernommen hat.
Übersetzt bedeuten die abgebildeten Werte: Nur noch jeder siebte Mitarbeiter ist bereit, Bild als Arbeitgeber weiterzuempfehlen.
Beim Blick auf die Zahlen sei der Chefredakteurin, so drückte sie es selbst aus, „zum Heulen zumute“ gewesen. Kein Wunder: In den vergangenen Monaten hatte man nichts anderes propagiert als Aufbruchstimmung. Mit dieser steht die Führungsriege ziemlich alleine da.
Klar ist: Das Ergebnis ist auch ein Zeichen der Verstimmung und Unsicherheit, die auf den erneuten Stellenabbau und weitere unpopuläre Entscheidungen der vergangenen Monate zurückzuführen sind. Die Umfragewerte allein darin begründet zu sehen, wäre jedoch zu kurz gedacht. Bei Bild steigt wieder die Sorge davor, dass der Kulturwandel ins Hintertreffen geraten könnte. Und das hat auch mit der Chefredakteurin zu tun.
Gründe, weshalb Teile der Redaktion mit Horn fremdeln:
► Die Chefin pflegt Umgangsformen, die viele innerhalb der Redaktion für aus der Zeit gefallen halten. Besonders wenn sie unter Druck steht, werde ihre Laune unberechenbar, heißt es.
► Nicht nur dann vergreift sich Horn offenbar im Ton. Interne Kommunikation, die uns vorliegt, zeigt auch, weshalb manche ihre Chefin nur bedingt für glaubwürdig halten.
► Sorge bereitet darüber hinaus nicht nur, wie sich Horn Mitarbeitern entledigt, sondern auch, wie sie Schlüsselpositionen besetzt. Auf den Fluren spricht man nun vom „BamS- statt Boys-Club“.
Das sind nur einige Ergebnisse der Recherchen, die Medieninsider in den vergangenen zwölf Monaten auch anhand zahlreicher Gespräche mit ebenso zahlreichen Mitarbeitern durchgeführt hat. Sie sind eingeflossen in unsere ausführliche Analyse, die das von Bild selbst erhobene Stimmungsbild ergänzt. Es ist der bislang ausführlichste Einblick in die Bild-Redaktion seit der überraschenden Neuaufstellung im vergangenen Jahr, der zeigt, wie nicht nur Bild damit kämpft, sich neu zu erfinden, sondern auch dessen Chefredakteurin.
Das ifp-Volo ist eine einmalige Kombi aus Journalistenschule und Redaktionspraxis. Bezahlt nach Tarif, mit Stationen in verschiedenen Medien, multimedialen Seminaren und einem Netzwerk fürs ganze Berufsleben. Los geht‘s im Oktober 2024. #DeinVolo
In der Paid-Content-IVW ist weiter Bewegung. Bild erholt sich von den Event-Absprüngen und innerhalb der Top 3 bahnt sich ein Wechsel in den Platzierungen an: Das RND der Madsack Mediengruppe schließt weiter zur Welt auf und könnte den Springer-Titel schon bald überholen. Unterdessen kann sich die FAZ wieder über mehr als 100.000 Abonnenten im oberen Preissegment freuen – und die SZ darüber, dass sie im Vergleich zum Vormonat nur wenig verloren hat.
Die Causa Föderl Schmid und die Reaktionen darauf zeigen: Um die Resilienz im Journalismus ist es nicht gut bestellt. Stephan Weichert erklärt in seinem Gastbeitrag, wie wir das ändern können.
Unsere Q&As sind digitale Runden, in denen wir dich und weitere Mitglieder gezielt mit Experten und spannenden Menschen aus unserer Branche zusammenbringen.
Du kannst in geschützter Atmosphäre Fragen stellen. Die Q&As werden weder aufgezeichnet noch anderweitig verwertet, um einen vertrauensvollen Austausch zu gewährleisten.
In den kommenden Wochen begrüßen wir wieder inspirierende Gäste, die sich auf den Austausch mit dir und anderen Medieninsidern freuen!
28. März 2024, 18.30 Uhr: New Work 2.0: Wie bereiten sich Medienhäuser auf die Arbeitswelt der nächsten Generation vor?
Die neue Arbeitswelt ist nicht von langer Dauer. Schon jetzt gilt es, sich auf neue Generationen von Arbeitnehmern mit neuen Bedürfnissen vorzubereiten und das Verhältnis von Unternehmen und Beschäftigten neu zu definieren. Lisa Kristina Meissner, selbst Gründerin und Landessprecherin im Startup-Verband, befasst sich konsequent mit der veränderten Arbeitswelt. Was meint sie, wenn sie über New Work 2. spricht? Was kommt in Zukunft auf Unternehmen zu? Diese und weitere Fragen kannst du mit ihr im Q&A besprechen.
10. April 2024, 19.00 Uhr: Von der Tages- zur Wochenzeitung: Wie gelingt die Transformation im Lokalen?
Austausch aus einem historischen Anlass: Am Tag bevor die Hamburger Morgenpost zum letzten Mal als gedruckte Tageszeitung erscheint, begrüßen wir Verleger Arist von Harpe. Er wird berichten, wie sich die Stadt- und Kaufzeitung auf die Umstellung zur Wochenzeitung vorbereitet hat und inwiefern der Schritt auch der digitalen Transformation des Lokalmediums dient.
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News
► BurdaForward gibt die Produktion der gedruckten Chip und Chip Foto-Video an Five Monkeys Media ab, ein Joint Venture des deutschen Playboy-Herausgebers Kouneli und dem redaktionell bei Chip Foto-Video verantwortlichen Unternehmen New C – geschäftsführender Gesellschafter wird der bisherige Managing Director von BurdaForward, Andreas Laube (mehr erfahren)
► Der Zukunftsrat der Öffentlich-rechtlichen hat laut EPD Medien bislang rund 200.000 Euro gekostet, davon 700 Euro netto pro Mitglied je Sitzung (mehr erfahren)
► Der SWR plant die Nachrichten-App Newszone zeitnah wieder zu veröffentlichen – das Angebot war zunächst offline genommen worden, weil es nach Ansicht mehrerer Verlage und schließlich auch des Landgerichts Stuttgart zu presseähnlich war (mehr erfahren)
► Die RTL Group meldet für 2023 einen Umsatzrückgang von 5,4 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, das Ergebnis ging um fast 22 Prozent auf 598 Millionen Euro zurück – als Grund für die Zahlen nennt der Konzern unter anderem gesunkene TV-Werbeumsätze und einen Umsatzrückgang bei der Content-Tochter Fremantle (mehr erfahren)
► Die Europäische Union hat mit dem AI Act ein Gesetz beschlossen, das unter anderem eine Kennzeichnungspflicht für KI-Produkte vorsieht (mehr erfahren)
► Elon Musk hat eine geplante Talkshow mit Ex-CNN-Moderator Don Lemon auf X abgesagt, nachdem er bei der Aufzeichnung der ersten Sendung selbst zu Gast und offenbar nicht mit den Fragen einverstanden war – Lemon hat die Sendung nun bei Youtube veröffentlicht (mehr erfahren)
► Meta stellt sein bei Redaktionen beliebtes Analyse-Tool CrowdTangle zum 14. August 2024 ein, der Nachfolger Meta Content Library soll nur noch Forschern zur Verfügung stehen (mehr erfahren)
► Der ehemalige US-Finanzminister Steve Mnuchin will gemeinsam mit weiteren Investoren TikTok kaufen, nachdem das Abgeordnetenhaus für ein Verbot der App unter Führung des chinesischen Konzerns Bytedance gestimmt hatte (mehr erfahren)
► OpenAI hat eine Partnerschaft mit den Medienunternehmen Le Monde und Prisa Media verkündet, mittlerweile haben die ChatGPT-Macher Deals mit zahlreichen Verlagen abgeschlossen, darunter Axel Springer und AP; außerdem laufen bereits Gespräche mit CNN, Fox Corp. und Time (mehr erfahren)
Entdeckungen:
► Oliver Darcy beschreibt im CNN-Newsletter Reliable Sources anhand von Elon Musks Reaktionen auf die Veröffentlichung des Interviews mit Don Lemon, wie sich der Milliardär mit X eine eigene Echokammer geschaffen hat und rechte Narrative befördert (mehr erfahren)
TAZ Szenario 2022 2025
Die TAZ war ihrer Zeit voraus – und steht nun trotzdem hinten an. 2018 kündigte der damalige Geschäftsführer Kalle Ruch an, dass sich das linke Medienhaus auf eine teilweise papierlose Zukunft vorbereite. Die Strategie: Fokus auf die Wochenendausgabe und Digitalisierung der täglichen Berichterstattung. Der Name des Projekts: Szenario 2022 – weil man davon ausgegangen war, dass sich die täglich gedruckte TAZ zum genannten Jahr nicht mehr rechnen werde.
Die Kalkulation ging nicht auf – im positiven Sinne. Im Jahr 2024 erscheint die TAZ noch immer jeden Tag gedruckt. Nun aber könnte es wirklich das letzte vollständige Jahr sein. Aktuell geht man im Verlag davon aus, dass die tägliche Print-Ausgabe im Laufe des Jahres 2025 wegfallen wird. Das bestätigt Geschäftsführerin Alina Lüllmann gegenüber Medieninsider. Derzeit laufen bereits die weiteren Vorbereitungen, E-Paper, App und Online-Auftritt sollen dafür optimiert werden.
Die TAZ reiht sich damit später als gedacht unter die Titel ein, die im Zuge der Transformation ihre Print-Aktivitäten zurückfahren. Bei Bild ist das Zeitalter ‘digital only’ bereits ausgerufen, bei Teilen der Märkischen Allgemeinen der Madsack Mediengruppe bereits in vollem Gange. Mit der Hamburger Morgenpost stellt in einigen Wochen die erste Stadtzeitung von täglicher Erscheinungsweise auf eine gedruckte Wochenausgabe um. Wer sich noch nicht längst mit Szenarien wie diesen beschäftigt, sollte jetzt dringend damit beginnen – zum Beispiel in unserem Q&A mit Mopo-Verleger Arist von Harpe am 10. April.
Aus dem Archiv:
Wenn du denkst, dass auch deine Kollegen Medieninsider lesen sollten, dann empfehlen wir unsere Corporate-Angebote. Mehr Informationen dazu findest du hier.
Viele Grüße sendet dir
Marvin
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