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Lese-Letter 03/2024
VRM Medien, SWR, Newszone, junge Zielgruppe, Paid-Content-IVW, Gehälter ARD & ZDF, KI-lumne, Burda, Martin Weiss, Masterclass
Hallo !
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Wie die VRM Medien zum Innovationstreiber werden – nur anders als gedacht
► Kevin Dusch hat die Paid-Content-IVW analysiert und dokumentiert ein volatiles, aber wachsendes Medienjahr (direkt zum Artikel)
► Volker Nünning hat nicht nur recherchiert, wie viel die Öffentlich-Rechtlichen ihren übertariflich Angestellten bezahlen – sondern auch, wie der millionenschwere Management-Apparat schrumpfen soll (direkt zum Artikel)
► Tibor Martini zeigt in seiner Kolumne auf, welche KI-Features beim nächsten Relaunch nicht fehlen sollten (direkt zum Artikel)
► Der Rauswurf von CEO Martin Weiss bei Burda ist eine Konsequenz – aber keine Lösung (direkt zur Analyse)
► Besser konferieren: Erweitere dein Wissen in der Medieninsider Masterclass mit Anne-Kathrin Gerstlauer und Laura Markert (jetzt Ticket sichern)
► Resilienz, Digital Only, Paid-Content-Analytics – diese Experten kommen in unsere Q&As (direkt zu den Events)
► Unbefristet und gut bezahlt: Finde deinen nächsten Job in unserer Stellenbörse (direkt zum Jobportal)
Bestelle neben diesem Lese-Letter auch unseren neuen ☑ Job- und Karriere-Letter Setze in deinem Profil einfach den Haken hinter den gewünschten Ausgaben:
Bei den VRM Medien (Allgemeine Zeitung, Wiesbadener Kurier) will man’s wissen. Nachdem es bereits so einige Versuche gab, digitale Medienmarken für junge Zielgruppen aufzubauen, gingen mit RLP- und HessenToday kürzlich zwei Angebote für das junge Publikum (18 bis 39 Jahre) online. Mit den Regionalportalen wolle man sich gezielt einem „anderen Konsumverhalten“ anpassen und dafür Themen setzen, „die junge Menschen und deren Interessen adressieren sowie auf Inhalte, die auf den Punkt gebracht sind und zum Mitreden anregen“.
Die Headlines am Dienstagmorgen:
Bluttat in Aldi-Filiale: 38-Jährige in Südhessen erschossen
Hessen-Wetter: Weniger Schnee, aber weiterhin glatt
Brückentage in Hessen 2024: Mehr Urlaub mit guter Planung
Wetter-Prognose in RLP: Weiter Schnee und Glättegefahr
Ehemaliger FCK-Profi soll Gesicht der Wagenknecht-Partei werden
Schnee-Chaos in RLP: Massen-Unfall mit 18 Autos auf der A6
Zwischen den ganzen Google-Ads findet sich vor allem: sehr viel Text – ab und zu mal eine Bildergalerie, beispielsweise eine mit „10 atemberaubenden Wetter-Rekorden“.
Und auch darüber hinaus kann man nur vermuten, wie man beim Regionalverlag der jungen Zielgruppe gerechter werden will. „Produkte für ‘die junge Zielgruppe’ erkennt man daran, dass geduzt wird“, hielt unsere Kolumnistin Alexandra Borchardt kürzlich bei Linkedin fest. Bei Linkedin war auch zu lesen, dass die Redaktion auch die Präsenz auf TikTok vorbereite. Der Account bei Facebook ist schon eingerichtet (und auch Instagram, immerhin).
Nachgefragt bei der VRM. Zu den Kernbedürfnissen, die man in der jungen Zielgruppe ausgemacht habe, erklärt eine Sprecherin:
„Junge Leser:innen sind weniger an klassische Medien-Marken gebunden und suchen ihre Informationen fast ausschließlich digital. Wir wollen deshalb dort sein, wo die junge Zielgruppe ist: auf Social Media und bei Google. Wir setzen auf junge Themen mit einer lockereren Ansprache und haben verschiedene Content-Strategien, um die Bedürfnisse junger Leser:innen zu bedienen.“
Und zur Abgrenzung von anderen News-Portalen heißt es:
„Die klassischen Medienmarken, die auf Paid Content setzen, sind vor allem über lokalen und sehr regionalen Inhalt erfolgreich. Junge User:innen wollen aber auch wissen, was in einem größeren Radius los ist. Deshalb ist das News-Geschehen auf beiden Portalen aus den Bundesländern zentral für unsere Strategie. Darüber hinaus wollen wir außerdem regionale Veranstaltungen wie Festivals, digitale Trends zu Gaming und Streaming und Ratgeber-Themen über neue Produkte anbieten.“
Und bei der Frage nach dem Geschäftsmodell zeichnet sich ab, weshalb es die neuen Angebote überhaupt gibt:
„Die VRM Media Sales, die Vermarktungseinheit der VRM, braucht schon seit einiger Zeit zusätzliche Reichweite, um alle Anfragen nach Digitalwerbung bedienen zu können. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Auf der einen Seite erschließen wir eine neue Zielgruppe digital und bieten dieser Zielgruppe kostenlos zuverlässigen Inhalt. Und auf der anderen Seite bauen wir die digitale Reichweite der VRM aus und schaffen so eine breitere Basis für unsere Kunden.“
Der Launch erfolgt übrigens zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt. Mit Newszone hat der Südwestrundfunk (SWR) vor einiger Zeit ein Jugendangebot an den Start gebracht, das sich sehen lassen kann. Am Dienstagmorgen berichtete das Portal über ein Fußball-Event mit Influencern wie Knossi, Felix Lobrecht oder Montana Black. Auch wirft die Redaktion die Frage auf, ob die Bauernproteste zu höheren Fleischpreisen führen, über TikTok-Trends wird berichtet und auch vor dem Streit zwischen Rezo und dem öffentlich-rechtlichen Format Strg_F schreckt man thematisch nicht zurück. Zur gezielten Ansprache kommt ein personalisierter Newsfeed (MyZone) genauso hinzu wie ein weiterer entscheidender Aspekt: multimediale Features. Newszone gibt es auch in Audio und Bewegtbild.
Am letzten Aspekt sind die Verlage aus dem Südwesten, darunter auch VRM, nicht ganz unbeteiligt. Sie wehren sich seit Monaten juristisch gegen den SWR und wollen Newszone verbieten, weil ihnen das Angebot zu „presseähnlich“ – also zu textlastig – ist. Das verstieße dann gegen den Auftrag der gebührenfinanzierten Angebote. Dabei schwingt die Sorge mit, die öffentlich-rechtlichen könnten den privaten Anbietern den Wettbewerb erschweren. Der SWR hat deshalb nachgerüstet. Ausgestanden ist der Streit noch nicht.
Den Verlagen stieß übrigens auch auf, wie Newszone auf sich aufmerksam gemacht hatte. In seiner Werbung betonte das Portal den kostenlosen, weil gebührenfinanzierten, Zugang. Dass die VRM nun mit ihren kostenlosen Angeboten an den Start geht, soll mit den SWR-Aktivitäten aber nichts zu tun haben. Man habe bereits Anfang 2023 mit den Vorbereitungen für die beiden Today-Portale begonnen, heißt es auf Nachfrage.
Fazit: Die Sorge der Verlage vor der Ausgestaltung der öffentlich-rechtlichen Aktivitäten im Netz ist berechtigt. Über den Umgang damit lässt sich streiten. Mit ihrem Vorgehen jedenfalls stellt die VRM-Gruppe ihre Fähigkeit als Innovationstreiber unter Beweis – allerdings eher im öffentlich-rechtlichen Rundfunk als im eigenen Verlag.
Mit den Paid-Content-Zahlen der IVW aus Dezember betrachten wir die Entwicklung der Publisher über das vergangene Jahr und ziehen Bilanz. Die Statistik zeigt: Das digitale Abogeschäft war volatil, weshalb einige Publisher Maßnahmen ergriffen haben, um Kunden vor allem zu halten. Zwei Publisher sind allerdings stärker gewachsen als im Vorjahr.
Hinter der Debatte über die Vergütung von Intendanten bei ARD, ZDF und Deutschlandradio geht der viel größere Kostenapparat im mittleren Management unter. 63,4 Millionen Euro haben die öffentlich-rechtlichen Anstalten allein im Jahr 2022 für insgesamt 335 übertariflich Beschäftigte ausgegeben – zu viel, findet die Kommission zur Erfassung des Finanzbedarfs. Volker Nünning kennt den vorläufigen Bericht der KEF für die künftige Beitragsperiode. Aus ihm gehen nicht nur erstmals Details zu öffentlich-rechtlichen Gehältern hervor, sondern auch Sparmaßnahmen.
Der Relaunch der Zukunft ist dynamisch und künstliche Intelligenz kann dabei helfen, bisherige Denkweisen und Prozesse aufzubrechen. Tibor Martini hat sich für seine Kolumne umgeschaut und zeigt anhand von Beispielen aus der Praxis, mit welchen KI-Features Publisher ihre Angebote nicht nur kontinuierlich anpassen, sondern auch individueller gestalten können.
Der Abgang von CEO Martin Weiss schafft bei Hubert Burda Media neue alte Verhältnisse. In der neuen Konstellation dürfte vor allem Ex-CEO und Verwaltungsratschef Paul-Bernhard Kallen weiter an Bedeutung gewinnen – wobei den engsten Konzernvertrauten von Verleger Hubert Burda eine gehörige Mitverantwortung an der Misere trifft. Unsere Analyse zeigt: Die Probleme sind damit längst nicht beseitigt.
Unsere Q&As sind digitale Runden, in denen wir dich und weitere Mitglieder gezielt mit Experten und spannenden Menschen aus unserer Branche zusammenbringen.
Du kannst in geschützter Atmosphäre Fragen stellen. Die Q&As werden weder aufgezeichnet noch anderweitig verwertet, um einen vertrauensvollen Austausch zu gewährleisten.
In den kommenden Wochen begrüßen wir wieder inspirierende Gäste, die sich auf den Austausch mit dir und anderen Medieninsidern freuen!
25. Januar 2024, 19.00 Uhr: Die eigene Resilienz stärken
York von Heimburg war 35 Jahre lang in leitenden Positionen für Medien- und Verlagshäuser tätig. Seine Erfahrungen hat er bereits in fünf Managementbüchern festgehalten. In unserem Q&A kannst du dich mit ihm darüber austauschen, was jeder Einzelne unternehmen kann, um persönlich, aber auch als Organisation gestärkt aus Krisen hervorzugehen
15. Februar 2024, 18.30 Uhr: Abschied von der Zeitung: Wie gelingt der Umstieg auf Digital Only?
Henry Lohmar (rechts) arbeitet seit Oktober 2019 Chefredakteur der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ), Denni Klein ist beim Redaktionsnetzwerk Deutschland für das Editorial Development verantwortlich. Gemeinsam berichten beide im Q&A, wie die Prignitzer Lokalausgabe der MAZ innerhalb der Madsack Mediengruppe die erste war, die im Herbst 2023 ihre gedruckte Ausgabe eingestellt hat, um auf Digital Only umzusteigen.
29. Februar 2024, 17.00 Uhr: Geht Marketing Automation auch ohne CRM? – präsentiert von opensubs
Für CRM-Systeme kann man sehr viel Geld ausgeben. Aber das muss man erstmal haben. Kann man seine Kunden nicht auch einfacher und automatisiert ansprechen? Hendrik Schmalz und Iris Schümann zeigen euch einen innovativen Lösungsansatz, wie man vorhandene Kundendaten aus dem ERP-System für Marketing Automation nutzen kann.
Neben den Q&As von Medieninsider gibt es am 22. Januar von 14.00 bis 18.00 Uhr eine Masterclass von Anne-Kathrin Gerstlauer und Laura Markert zum Thema digitale Redaktionskonferenz. In dieser Masterclass erfährst du unter anderem:
► wie du eine effiziente digitale oder hybride Redaktionskonferenz aufbaust
► wie du Kreativ-Konferenzen vorbereiten und durchführen kannst
► wie du digitale Tools für deine Konferenz nutzen kannst
► wie digitale Check-Ins und Warm-ups aussehen können
Deutscher Journalisten-Verband (DJV)
Berlin oder remote
Funke
Berlin oder remote
Medienverband der freien Presse
München
Change.org
remote
Make IT fix
Berlin
MOVACT
Berlin
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News
► Trotz Sparanstrengungen im Deutschlandgeschäft hat Axel Springer laut der Financial Times 2023 erneut rund 125 Millionen Euro Dividende an seine Eigentümer gezahlt (unter anderem KKR, Mathias Döpfner, Friede Springer) trotz des selbstverordneten Sparkurses (mehr erfahren)
► Milliardär Bill Ackman kündigt eine Klage gegen Axel Springer an, nachdem der Konzern der Redaktion von Business Insider kein Fehlverhalten rund um die Berichterstattung über Ackmans Ehefrau Neri Oxman attestiert hat (mehr erfahren)
► Die Zeit Verlagsgruppe hat 68,1 Prozent am Jobportal GoodJobs übernommen, nennt allerdings keinen Kaufpreis. Die Führungsriege soll im Amt bleiben (mehr erfahren)
► Tagesschau24 sendet seit dem 13. Januar an Wochenend- und Feiertagen zwischen 9 und 12.15 Uhr Nachrichten, bisher liefen jeweils nur 15 Minuten Nachrichten zur vollen Stunde (mehr erfahren)
► Der Deutsche Presserat hat zwei Artikel der SZ missbilligt, dort sei unter anderem die Sorgfaltspflicht verletzt und fälschlicherweise behauptet worden, Migranten würden nicht häufiger straffällig als Nichtmigranten (mehr erfahren)
► Der Schwarzwälder Bote (gehört zur Südwestdeutschen Medienholding) hat zum 1. Januar 2024 das Verlagshaus Jaumann (unter anderem Die Oberbadische) übernommen, bisher hielt das Unternehmen 49,7 Prozent (mehr erfahren)
► Nach Vorwürfen wegen unsauberer Arbeit durch den Youtuber Rezo räumt das Team des Funk-Formats STRG_F in einem Instagram-Post Fehler ein – man habe sich „verrannt“ (mehr erfahren)
► Madsack hat die DDV Mediengruppe (Sächsische Zeitung, Tag24) von Bertelsmann Investments und DDVG übernommen und will sie an sein Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) anschließen (mehr erfahren)
► Auch Axel Springer schließt mit Google nun einen Deal für das Nachrichtenangebot Showcase ab (mehr erfahren)
► Die Burda-Beteiligung New Work SE (Xing, Kununu) streicht mit rund 400 Stellen ein Fünftel seiner Belegschaft (mehr erfahren)
► OpenAI hat seinen eigenen App-Store für „GPTs“ gelauncht, in dem Nutzer auf benutzerdefinierten Versionen des Chatsbots zugreifen können, die andere Nutzer erstellt haben (mehr erfahren)
Entdeckungen:
► Sascha Lobo schreibt auf LinkedIn, dass der neue Store von ChatGPT eine Grundlage für das Geldverdienen mit KI biete – auch für kleinere Player und Einzelpersonen (mehr erfahren)
► Artifact-CEO Kevin Systrom erklärt in einem Blogbeitrag, warum der Social-News-Aggregator nach weniger als einem Jahr eingestellt wird – unter anderem seien die Marktchancen zu klein für weitere Investitionen (mehr erfahren)
► Casey Newton verlässt mit seinem Newsletter Platformer nach rund vier Jahren Substack – unter anderem, weil die Plattform nicht ausreichend gegen Rechtsextreme vorgehe, wie er schreibt (mehr erfahren)
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Viele Grüße sendet dir
Marvin
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