Dein Lese-Letter zur Wochenmitte

Kalenderwoche 48/2025

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

Die Causa Weimer hält an – dabei lässt sich der Interessenkonflikt gar nicht auflösen (Editorial)

Eine Nominierung, die aufhorchen lässt: Volker Nünning weiß, welcher ehemalige Verlagslobbyist zukünftig das ZDF kontrollieren soll (direkt zum Artikel)

Am Ende der Netzwelt: Das Techportal trennt sich nach nur elf Monaten von COO Axel Telzerow (direkt zum Artikel)

Kampf um die Digital-Abos: Kevin Siedler hat die jüngsten Zahlen aus der Paid-Content-IVW analysiert (direkt zum Artikel)

Das ist Kunst, das kann weg: RTL liquidiert das Anlagevermögen vom Baumwall (am Ende des Newsletters)

Wolfram Weimer bleiben nur drei Optionen

Die Vorwürfe, die gegen Wolfram Weimer erhoben worden sind, haben sich alle als falsch erwiesen.

Es ist schon beeindruckend, für wie einfach es der Bundeskanzler offenbar hält, die Krise rund um seinen Kultur- und Medienstaatsminister Wolfram Weimer abzuräumen.

Nachdem sich Friedrich Merz, dessen Krisenherde derzeit alle gleichzeitig aufflammen, tagelang gar nicht zur Causa geäußert hat, trumpfte er in dieser Woche umso entschlossener auf. Man könnte auch sagen: Er trumpte auf. Der Trick, einfach eigene Fakten schaffen zu wollen, erinnerte mehr an den US-Präsidenten als an einen demokratiebewussten Bundeskanzler.

Wer nüchtern auf die gegenüber Weimer erhobenen Vorwürfe blickt, kann nur zum Schluss kommen: Der Staatsminister wird seinem Amt nicht gerecht. Er steht in einem Interessenkonflikt, den er gar nicht auflösen kann.

Zusammengefasst: Apollo News berichtete über Verkaufsunterlagen des Ludwig-Erhard-Gipfels, in denen Kunden für mehrere Zehntausend Euro „Einfluss auf politische Entscheidungsträger“ versprochen wird. Der Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee hat sich als „bayerisches Davos“ (O-Ton Markus Söder) etabliert, auf dem Wirtschaftsvertreter auf die politische Elite treffen können. Auch Bundesminister waren bereits zugegen und sind auch für das kommende Jahr angekündigt. Die Brisanz: Veranstaltet wird der Gipfel von der Weimer Media Group, gegründet von Wolfram Weimer und dessen Ehefrau Christiane Goetz-Weimer.

Wolfram Weimer will mit Antritt als Staatsminister zwar seine operativen Tätigkeiten niedergelegt und sogar seine Stimmrechte am Familienunternehmen abgetreten haben. Der wirtschaftliche Vorteil aber bleibt. Daran ändert wohl kaum, dass Weimer nach der laut gewordenen Kritik der vergangenen Tage ankündigte, auch seine Firmenanteile „vorübergehend“ an einen Treuhänder abzugeben. Nur: An wen eigentlich? Und was macht dieser Treuhänder in der Zwischenzeit mit den Gewinnen? Und, sofern er überhaupt Stimmrechte hat: Trifft so jemand unabhängige Entscheidungen? Die Ironie daran: In der Praxis dient ein Treuhänder vielmehr dazu, Dinge zu verschleiern – damit die wahre Einflussnahme im Verborgenen bleibt.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Interessenkonflikte alles andere als trivial sind. „Vom neuen Staatsminister für Medien und Kultur profitiert vor allem er selbst.“ So lautete die Überschrift eines Medieninsider-Kommentars nach Weimers ersten Aufschlägen als Medienstaatsminister. Dass Weimer durch sein Amt auch für zukünftige Geschäfte profitieren kann, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. Das Bundeskanzleramt öffnet viele Türen zu neuen Kontakten.

Beim Interessenkonflikt geht es auch nicht allein darum, dass er persönlich profitiert, sondern eben auch seine Frau. Trotz seines Rückzuges bleibt das Geschäft in der Familie. Der Konflikt wird dadurch höchstens in den Hintergrund verlagert, aber eben nicht verhindert. Und das ist auch kaum möglich.

Es gibt nur drei und zugleich radikale Optionen:

Erstens: Die Weimer Media Group verzichtet auf den Ludwig-Erhard-Gipfel oder nimmt ihm die politische Ebene, was das Angebot grundlegend verändern würde.

Zweitens: Die Familie verkauft ihr Unternehmen und damit den Ludwig-Erhard-Gipfel.

Drittens: Weimer gibt sein Amt als Staatsminister auf.

Während die ersten beiden Optionen unternehmerischen Wahnsinn gleichkämen, scheitert Option drei offenbar an einer Gemeinsamkeit von Politik und Mediengeschäft: der Eitelkeit.

Die Beteiligten entscheiden sich derweil dafür, sich weiter zu beschädigen und auf Kritik mit Gegenkritik zu reagieren. Merz verteidigte Weimer auch damit, dass auch andere Medienunternehmen auf vergleichbare Veranstaltungen setzten. Das macht ihre Geschäfte nicht seriöser, ihre Verleger aber eben auch nicht zu Staatsministern. Darin liegt der Unterschied, den Merz bewusst übergeht. Wie stünde er überhaupt zu einem Energieminister, der Beteiligungen an allen großen Energieversorgern des Landes hält?

Interessenkonflikte entstehen schon dadurch, dass selbst ihr Anschein schädlich ist. Daher sollte dieser unbedingt vermieden werden. Dieses Argument hätte eigentlich bereits reichen sollen.

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Das ist Kunst, das kann weg

Am Hamburger Baumwall hat man in den vergangenen Jahrzehnten bereits viele Verlagschefs oder Chefredakteure kommen und gehen sehen – und Marilyn Monroe war immer dabei. Gleich mehrfach. Seit den 1980er Jahren gehört eine Porträtreihe der zu ihrer Zeit meistfotografierten Frau der Welt zum festen Inventar von Gruner + Jahr. Man war Stolz auf das zehnteilige Original von Andy Warhol. Doch es ist viel passiert.

Weg ist der Stolz, weg sind alle Manager und Journalisten, weg ist Gruner + Jahr – und auch die Marylins sind verschwunden. Nach dem Umzug vom Baumwall in die Koreastraße ward die Kunst nicht wieder gesehen – bis heute. Nur steht die Serigrafie nicht mehr bei Gruner + Jahr bzw. Eigentümer RTL zur Schau, sondern im Netz. Genauer gesagt auf der Website einer Kunstgalerie.

Das „vollständige Matching Set“ aus einer „bedeutenden deutschen Firmensammlung“ soll am 5. Dezember 2025 versteigert werden. Schätzpreis laut Verkaufsseite: 1,5 bis 2,5 Millionen Euro – ein im Vergleich zu anderen Warhol-Werken wahrer Schnapper.

Wie es zur Versteigerung kommt? Darüber sei bereits im Januar dieses Jahres entschieden worden, teilt eine RTL-Sprecherin mit. „Einige kleinere Kunstwerke“ seien bereits verkauft worden. Wirtschaftliche Gründe habe die Entscheidung jedoch nicht.

Zugegeben: Wirklich etwas sanieren lässt sich mit 2,5 Millionen Euro nicht. Auch angesichts des drastischen Rückgangs im Werbemarkt sind diese „Erträge aus der Veräußerung von Anlagevermögen“, wie man sie wohl bilanzieren würde, eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch: „Das ist Kunst, das kann weg“ kann in einem Medienhaus durchaus ein Grund sein, sich von Inventar zu trennen – besonders in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Wenn es wirklich keine wirtschaftlichen Gründe gibt, das Anlagevermögen zu liquidieren, zeigt sich Eigentümer RTL ja womöglich erkenntlich und verwendet Teile der Erlöse für etwas, worauf Mitarbeiter in diesem Jahr verzichten müssen – beispielsweise die teambildende Weihnachtsfeier.

Voradventliche Grüße sendet
Marvin

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