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Dein Lese-Letter zur Wochenmitte
Kalenderwoche 23/2025
Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Google zero: Publisher sollten endlich auf nachhaltige Geschäftsmodelle setzen (Editorial)
► Schluss mit der Zeitungsmarktforschung: Der BDZV wickelt seine Tochtergesellschaft ZMG ab (direkt zum Artikel)
► Kassenschlager: Volker Nünning hat recherchiert, was die ARD für die Silbereisen-Shows im Ersten ausgibt (direkt zum Artikel)
► Studenten der Hochschule Macromedia führen für ein Projekt mit uns eine Umfrage durch: Mit drei Minuten deiner Zeit kannst du ihnen helfen – und damit auch uns (zur Umfrage)
► Wieder im Programm: das Seminar AI-Agents – So baust du dir deinen eigenen digitalen Assistenten mit Patrick Egger & Michael de Gelmini (zu den Events)
Google zero: Publisher können sich nur noch auf sich selbst verlassen
Google hat viele Möglichkeiten, für mehr Netzhygiene zu sorgen. Die Suchmaschine, die lange als so etwas wie das Synonym des Internets galt, hat sich ausgerechnet für eine entschieden, der zahlreichen Verlagen massiv schadet. Und trotzdem muss man dankbar dafür sein.
Bereits vor einiger Zeit hat Google damit begonnen, gewisse Inhalte als „parasitär“ zu klassifizieren und „abzustrafen“, wie es Publisher gerne formulieren. Mit anderen Worten: ihnen die Sichtbarkeit in den Suchergebnissen zu nehmen. Die Konsequenz: massive Einbrüche des Suchmaschinen-Traffics, von dem viele Websites abhängig sind. Seit dem jüngsten Core-Update im März hat sich die Lage noch einmal drastisch verschlechtert.
Am stärksten betroffen sind Inhalte, die Publisher über Drittanbieter eingebettet haben, beispielsweise Gutschein-Angebote oder Produktvergleiche. Das so genannte Affiliate-Geschäft wurde bei vielen Anbietern in den vergangenen Jahren zum veritablen Erlösstrom. Wie schwer das Publishern schadet, wurde in der vergangenen Woche an einem prominenten Beispiel deutlich. Der Stern baut – wohl bemerkt in seinem „Quality Board“ – mehr als 30 Stellen ab, weil plötzlich ein hoher einstelliger Millionenbetrag in der Kasse fehlt.
Das RTL-Medium ist selbstverständlich keine Ausnahme. Schon vor Monaten berichteten wir bei Medieninsider über massive Kürzungen bei BurdaForward, das das Geschäft mit Suchmaschinenoptimierung und E-Commerce in den vergangenen Jahren perfektioniert hatte. Selbstverständlich ist das kein rein deutsches Phänomen. In den USA verkündete Business Insider (BI) in der vergangenen Woche den dritten Stellenabbau innerhalb von drei Jahren. Nachdem 2023 erst zehn Prozent und 2024 noch einmal acht Prozent der Belegschaft gehen mussten, reduziert das Portal, das zum Axel-Springer-Konzern gehört, nun noch einmal um 21 Prozent. Laut Reuters erklärte CEO Barbara Peng den Schritt unter anderem mit dem Einbruch des SEO-Traffics, woraufhin man auch bei BI das Affiliate-Geschäft eindampft.
Nun kann man Google dafür dankbar sein, das Internet von ominösen Angeboten zu befreien (wo haben diese Gutschein-Codes schon mal wirklich funktioniert; und wie wertvoll sind Produktvergleiche, die nur auf Herstellerangaben beruhen?). Nur hätte man sich 1) auf Fälle konzentrieren können, die das Internet zu einem deutlich schlechteren Ort machen und 2) fällt es einem schwer, hier nicht an Selbstzweck zu glauben. Denn wenn Suchmaschinenoptimierung (SEO) nicht mehr funktioniert, müssen Anbieter in Suchmaschinenwerbung (SEA) investieren. Angebote verschwinden nicht, so lange man Google für die Platzierung bezahlt.
Die Lage für Publisher verschärft sich nicht nur mit Blick auf Commerce- und andere Drittangebote. Auch darüber hinaus bricht der SEO-Traffic ein. Vergangene Woche berichteten wir über Sparmaßnahmen bei der Abendzeitung in München, die dem negativen Trend nichts entgegenzusetzen hat. Einen der Gründe dafür, hat ebenfalls BI-Chefin Peng benannt: Tools wie ChatGPT oder Perplexity verkürzen den Weg zu Informationen – und damit den ‘Umweg’ über den Publisher – ab. Und wieder verschärft Google mit seiner Marktmacht die Situation. Wer seine Inhalte von der Suchmaschine indexieren lässt, erlaubt ihr, die Informationen für die AI Summaries zu nutzen. Die Folge: „Bye-bye blue Link“, wie Lisa McLeod von der Beratung FT Strategies es nennt. Oder: „Google zero“, wie US-Medienexperte Brian Morrissey den The Verge-Journalisten Nilay Patel zitiert.
Als Publisher kann man nun (vermutlich vergeblich) auf den Gesetzgeber und ein effektives KI-Leistungsschutzrecht hoffen. Man kann auch abwarten, bis Google seine zahlreichen Showcase-Verträge auf die KI-Nutzung umschreibt und dafür die nächste Stufe der Abhängigkeit riskieren. Doch auch mit Lizenzgeldern von Google und Co. sollten sich Publisher endlich aber um eines kümmern: um direkte und nachhaltige Beziehungen zu ihren Nutzern – um qualitativ wirklich hochwertige Inhalte. Wer austauschbar ist, wird verzichtbar.
Trotz aller Er- und anschließenden Bekenntnisse ist das in den vergangenen Jahren schlicht noch nicht gut genug gelungen. An Anleitungen dafür mangelt es nicht – und eine liefern wir dir in diesem Newsletter noch einmal mit. In ihrer jüngsten Kolumne für Medieninsider hat Alexandra Borchardt aufgeschrieben, was nötig ist.
Mehr zum Thema BDZV:
Für Tageszeitungen kommt unweigerlich der Tag X - der Tag, ab dem die gedruckte Ausgabe wirtschaftlich nicht mehr tragfähig täglich erscheinen kann.
► Der Termin liegt noch in weiter Ferne? Dann besteht noch die Gelegenheit, sich gezielt darauf vorzubereiten.
► Der Tag X ist absehbar? Höchste Zeit, sich mit allen wichtigen Erfahrungswerten zu versorgen!
In beiden Fällen hilft der Vortrag von Markus Schöberl am Donnerstag, 5. Juni 2025 um 10.30 Uhr weiter. Dafür hat der Experte die wichtigsten Learnings und Cases aus seiner Arbeit für pv digest herausgearbeitet. Das Magazin ist die Anlaufstelle für Vertriebsprofis in den Medien.
Mehr zu Produktionskosten in der ARD:

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► Tag X – so gelingt der Umstieg von Print auf Digital
Vortrag von Markus Schöberl (pv digest)
Donnerstag, 5. Juni 2025 von 10:30 - 12:00 Uhr
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Freitag, 20. Juni 2025 von 18:00 - 21:00 Uhr
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Seminar mit Martin Heller
Mittwoch, 1. Oktober 2025 von 10:30 - 13:00 Uhr
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► „Interne Konsequenzen“: Bild löscht einen Artikel über eine Verbrecherbande, die in der Schweiz Casinos betrogen haben soll – der Text enthielt zu viele Fehler (mehr erfahren)
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Wir haben mit Studenten der Hochschule Macromedia ein Orientierungsprojekt gestartet und geben ihnen Einblicke in unser Unternehmen. Die zwölf Studenten wollen nun gemeinsam erarbeiten, wie unsere Newsletter-Abonnenten auf Medieninsider blicken, was sie schätzen, was sie vermissen. Daraus wollen wir Rückschlüsse ziehen, wie wir unser Angebot verbessern können.
Wir freuen uns, wenn du dir drei Minuten Zeit nimmst, um an dieser Umfrage teilzunehmen. Damit hilfst du nicht nur den Studenten bei ihrem Studium, sondern auch uns bei der Weiterentwicklung.
Viele Grüße
Marvin
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