Dein Lese-Letter zur Wochenmitte

Kalenderwoche 12/2025

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

KI im Journalismus: Auf die Euphorie folgt der Realismus (Editorial)

„Human in the loop“ als Feigenblatt? Alexandra Borchardt über Missverständnisse beim Einsatz von KI (direkt zum Artikel)

ARD, ZDF und Joyn streiten über ihre Mediatheken – an anderen Stellen arbeiten Öffentlich-Rechtliche und Private bereits zusammen. Volker Nünning hat die Kooperationen recherchiert (direkt zum Artikel

RBB-Führungskräfte finden den Rücktritt der Programmverantwortlichen falsch – das unterstreicht einen gewissen Realitätsverlust (direkt zum Kommentar)

Family Affairs bei Linkedin: Die Bild-Chefin lernt ihre Großnichte kennen (direkt zum Artikel)

K(eine) I(nnovation)?

Haben wir als Medienbranche die Veränderungskraft von künstlicher Intelligenz im Journalismus überschätzt? Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man sich derzeit so umhört. 

Die anfängliche Euphorie vor zwei Jahren scheint derzeit einer gewissen Ernüchterung zu weichen – und das auch unter jenen, die allgemein als Pioniere gelten. 

Deutlich wurde das auch bei der diesjährigen South by Southwest (SXSW), von der Innovationsexpertin Lina Timm am Montag einem Kreise von Medieninsidern berichtet hat. Teile ihrer Erkenntnisse hat sie auch in ihrem SXSW-Newsletter aufgeschrieben. Dort steht:

Dass man beim schwedischen Aftonbladet einen auf dem eigenen Archiv aufbauenden Wahl-Chatbot entwickelt hat, der zwar gut angenommen worden sei, in dessen Hintergrund Journalisten aber einen massiven Aufwand betreiben mussten, um wirklich qualitativ hochwertige Antworten zu liefern. 

Dass die Associated Press in KI-Anwendungen einen Wert für Transkription und Überschriften erkennt, die Technologie aber schon Ansprüchen an Zusammenfassungen nicht mehr gerecht werden kann.

Dass KI selbst im non-fiktionalen Film so volatile Ergebnisse erzielt, dass sie kaum stringent eingesetzt werden kann, wie Paramount-CTO Phil Wiser schilderte (Vortrag hier im Video).

In diesem neuen Realismus schwingt irgendwo auch Enttäuschung mit. Ist vieles, wofür KI derzeit im Segment News & Media zum Einsatz kommt, nicht schon seit Jahren möglich?

Nicht nur auf inhaltlicher Ebene, sondern auch bei vermeintlich noch einfacheren Aufgaben scheint die Technologie nicht zu liefern, was man sich von ihr verspricht. Um dafür nur ein Beispiel zu nennen: Bei Axel Springers Welt, die derzeit wieder zahlreiche Stellen abbaut, wird die werktäglich erscheinende Print-Ausgabe längst von der Maschine gelayoutet – mit teilweise haarsträubenden Ergebnissen, wie Spiegel-Journalist Anton Rainer gerade dokumentiert hat:

Das Beispiel unterstreicht: KI kann vieles so ein bisschen, aber eben nichts so richtig. Wird sie dadurch hinfällig? Mitnichten. Vieles wird sich noch verbessern. Wer nur mehr gewinnen als verlieren will, muss den Einsatz der Technologie wohl durchdenken, wie auch der folgende Artikel von Alexandra Borchardt verdeutlicht. 

Unsere Kolumnistin zeigt auf, an welchen Stellen in den Medien die KI sowohl unter- als auch überschätzt wird – und auch das vielbeschworene Prinzip „human in the loop“ allein nicht hilft.

Wie steigern Medienmarken mit neuen journalistischen Formaten und Produkten ihren Erfolg? Erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen u. a. Ruhr Nachrichten (Jens Ostrowski) mit Sport-Streaming und neue Storytelling-Formate der LVZ (Hannah Suppa).

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Alle Veranstaltungen findest du auf medieninsider.com/events

Stefan Niggemeier steigt bei Übermedien aus, DWDL übernimmt seine Anteile in Höhe von 50 Prozent. Co-Gründer Boris Rosenkranz bleibt dabei (mehr erfahren). 

► Der Bayerische Rundfunk baut 50 Stellen in der Programmdirektion Information ab (mehr erfahren).

► Werbung | Update im Embedding? Joyn, ARD und ZDF treffen am 01.04. beim #MTM SPECIAL Future Video aufeinander. Zum Programm

Karoline Leavitt ist die jüngste Sprecherin in der Geschichte des Weißen Hauses. US-Korrespondentin Sofia Dreisbach beschreibt in der FAZ, wie die 27-Jährige zum Sprachrohr der MAGA-Bewegung wurde (mehr erfahren).

Stern+ zählt etwa 28.000 Abonnenten, sagt Produktchef Johannes Vogel im Interview mit Subscribe Now. Bis Ende 2026 müssen es 100.000 werden (mehr erfahren).

► Open AI vs. Perplexity vs. Gemini: Die FAZ vergleicht die Deep-Research-Funktionen der großen Anbieter (mehr erfahren).

► Die italienische Tageszeitung Il Foglio hat erstmals mithilfe von künstlicher Intelligenz eine zusätzliche Print-Ausgabe erstellt. Das Experiment ist zunächst auf einen Monat angelegt (mehr erfahren).

► Die Washington Post verweigerte ihrer Kolumnistin Ruth Marcus ein kritisches Stück über die von Eigentümer Jeff Bezos erlassenen Richtlinien im Meinungsressort – im New Yorker schreibt sie nun über ihre Entscheidung, den Titel nach 40 Jahren zu verlassen (mehr erfahren).

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Großtante Marion

Hast du sofort vor Augen, wo im Stammbaum die Großnichte oder der Großneffe stehen oder gar eine Ahnung, wer sie in deinem Fall sind? 

Vielleicht mag man auch von Familienmensch Marion Horn zu viel erwarten, in der Kommentarspalte bei Linkedin eine Verwandte vierten Grades zu erkennen. Zumal sie durch Kritik auffällt, mit der öffentlich nicht zu rechnen wäre. 

Im Umgang mit der Chefredakteurin von Bild gelten solche Gepflogenheiten aber offenbar nicht. Und so kam es, dass Großnichte Anne-Christine in der vergangenen Woche in aller Öffentlichkeit Großtante Marion für einen ihrer Kommentare zum Abschluss der Sondierungsgespräche kritisierte. Sie habe „ein Schleudertrauma vor Kopfschütteln bekommen“, kommentierte sie in hornschem Duktus und fragte, ob sich die Chefredakteurin eigentlich nur durch Bild eine Meinung bilde. 

Marion Horn wäre nicht Marion Horn, würde sie nicht reagieren. Und weil sie ihre eigene Verwandte nicht erkannte, wies diese sie direkt darauf hin. Dafür, dass die Chefredakteurin erklärte, „grade keine Zeit“ zu haben, entwickelte sich eine ziemlich lange und persönliche Diskussion. 

Wollte man nun der Chefredakteurin einen Rat geben, könnte er lauten: Linkedin ist nicht Facebook und „ganz privat“ ist im Netz so oder so nichts. Es gibt Kommentare, über die man drüberstehen kann. Besonders, wenn man Chefin der Bild-Zeitung ist.

Viele Grüße
Marvin