Dein Lese-Letter zur Wochenmitte

Kalenderwoche 8/2025

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

Embedden oder nicht embedden: Darum ist die Frage für ARD und ZDF eine entscheidende (Editorial

Überraschender Vorstoß: In anderen Fällen hat ProSiebenSat.1 bereits Deals mit ARD und ZDF gemacht – Volker Nünning kennt die Rahmenbedingungen (direkt zum Artikel)

Abgeblitzter Anwalt: Der Focus verweigert die von Christian Schertz geforderte Unterlassung in der Hofnarr-Causa rund um Olaf Scholz und Joe Chialo (direkt zum Artikel)

Wieder Stellenabbau: Dieses Mal will DuMont, dass Mitarbeiter von Kölner Stadt-Anzeiger und Express freiwillig gehen – das sind die Details (direkt zum Artikel)

► Zeitenwende: Die neue Weltordnung sollte auch (Politik-)Journalisten zum Umdenken bewegen – Alexandra Borchardt gibt in ihrer Kolumne drei Impulse (direkt zum Artikel

Wahlprogramme im Check: Medienpolitik steht kaum auf der Agenda, obwohl sie längst auch Sache des Bundes ist, meint Hermann von Engelbrechten-Ilow (direkt zum Artikel)

Neuer Event: Q&A mit Valerie Rössler (FAZ) darüber, wie man Abonnements über den Inhalt hinaus aufwertet (direkt zum Kalender)

Neuer Newsletter: Wir bauen ein Archiv mit Film- und Serientipps für Medienschaffende auf (am Ende des Newsletters)

Die große Sorge von ARD und ZDF

Seit diesem Jahr heißt der Vorsitzende der ARD Florian Hager und wer noch nicht viel vom 48 Jahre alten Intendanten des Hessischen Rundfunks gehört hat, bekommt in diesen Tagen einen ersten Eindruck. Das gilt vor allem für die Wettbewerber aus dem privaten Rundfunk. Und hier speziell für ProSiebenSat.1.

Die Sendergruppe wurde dabei erwischt, wie sie Inhalte aus den Mediatheken von ARD und ZDF auf ihre eigene Streamingplattform Joyn gehoben hat. Schnell war von einem so genannten Beta-Testing zu lesen, wobei das „Embedding“ schon ziemlich entschieden ausgesehen hat. „Embedding“ bedeutet: Die Inhalte wurden voll in die Plattform integriert, können also via Joyn gestreamt werden – anders als bei einer Verlinkung, mit der ein Nutzer auf die Angebote von ARD und ZDF weitergeleitet wird.

Zwar steht Hager als ehemaliger Gründungschef des Jugendnetzwerks Funk und jüngster ARD-Intendant (Durchschnittsalter: 56) für den Generationenwechsel der ARD und damit für die Transformation eines eingerosteten Systems. Dass der Medienmanager genauso wie ProSiebenSat.1-COO Markus Breitenecker einem eher mal im Hoodie als im Anzug begegnet, heißt aber nicht, dass er inhaltlich mehr mit ihm als mit den Schlipsträgern der ARD gemein hat. Als „modernes Raubrittertum“ kritisierte Hager das Vorgehen von Joyn mit den öffentlich-rechtlichen Inhalten in der vergangenen Woche, sprach anschließend von einem „Anschlag auf das komplette System“. Über das Vorgehen der privaten Konkurrenz sagte er:

Es ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, dass Joyn überleben wird.

Die Ansage in Richtung Unterföhring ist klar: Ihr braucht uns mehr als wir euch. Das ist korrekt, richtig ist aber auch: Das Zusammenrücken des öffentlich-rechtlichen und privaten Sektors im Netz ist politisch verordnet. Zwar verurteilten einige Medienpolitiker den offenbar abgestimmten Vorstoß von ProSiebenSat.1, im verabschiedeten Entwurf für ihren Reformstaatsvertrag nahmen sie das Wording des Medienkonzerns trotzdem auf. Von „Embedding“ und „Win-Win-Situation“ ist dort die Rede. P7S1-COO Breitenecker spricht davon ebenfalls gerne.

Dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten so drastisch reagieren und auch juristische Mittel bemühen, liegt derweil nicht nur an der empfundenen Übergriffigkeit. ARD und ZDF haben kein Interesse am Embedding, weil das vollständige Auslagern der Inhalte ihre eigenen Angebote schwächen würde. Und dann dürfte eine bislang noch nicht präsente Debatte in den Vordergrund rücken: Wenn die Inhalte von ARD und ZDF reichweitenstark auf Drittplattformen ausgespielt werden können, brauchen sie dann eigentlich noch eigene Mediatheken?

Eine solche Diskussion gilt es eigentlich genauso zu vermeiden wie die nun erfolgte Eskalation. Diese überrascht auch, weil der Entwurf des neuen Staatsvertrages durchaus vorschreibt, dass eine Kooperation „marktkonform“ ausgestaltet werden muss. Mit anderen Worten: Nur weil die Inhalte bereits von der Allgemeinheit finanziert wurden, sind sie nicht umsonst. ProSiebenSat.1 und Breitenecker wissen das, weshalb sie schon erste Schritte in diese Richtung gemacht haben. Erst vor wenigen Wochen verkündeten sie, sowohl mit der ARD als auch mit dem ZDF Deals über einzelne Lizenzwaren gemacht zu haben – inklusive Vergütungsmodellen. Wie diese aussehen, hat mein Kollege Volker Nünning in Erfahrung gebracht:

Cui bono, Mr. Springer?

Wer profitiert, wenn Schlagzeilen polarisieren? Die publizistische Macht von Axel Springer ist unbestritten: Mit BILD, WELT, Business Insider und Politico Europe erreicht das Unternehmen täglich Millionen. Es braucht eine vielfältige Medienlandschaft. Organisationen wie VOCER fördern kritischen Umgang mit Medienmacht. Denn wer Deutungshoheit hat, trägt Verantwortung. Cui bono? Wer profitiert? Es liegt an uns, genau hinzusehen.

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Filmtipp: September 5

Am 5. September 1972 nehmen die in München stattfindenden Olympischen Spiele eine schreckliche Wendung. Acht palästinensische Terroristen der Gruppe „Schwarzer September“ dringen in das olympische Dorf ein und nehmen elf israelische Geiseln. 18 dramatische Stunden später sind sie, die Athleten und Trainer, tot. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei sterben auch ein Beamter und fünf der Attentäter.

Die Geiselnahme bei einem der größten Sportereignisse der Welt führt dazu, dass erstmals in der Geschichte ein Terroranschlag live übertragen wird. Aus Sportberichterstattern werden an diesem Tag Nachrichten- und Krisenreporter. Das gilt auch für das Team des US-Senders ABC, dessen Perspektive seit einigen Wochen der Kinofilm September 5 – The Day Terror Went Live thematisiert. 

Über 21 Stunden hinweg berichtet das Team um den ehrgeizigen Produzenten Geoff Mason (gespielt von John Magaro) live über die Geiselnahme, einen gescheiterten Befreiungsversuch und den katastrophalen Ausgang.

Die Filmemacher legen einen besonderen Fokus auf die Stresssituation für die Reporter und viele spontan aufkommende ethische Fragen, die vor dem Hintergrund zunehmender Live-Berichterstattung und sozialen Medien nach wie vor aktuell sind. Auch die Academy ist überzeugt, hat den Film für einen Oscar nominiert (bestes Drehbuch). Daher das Prädikat: Watchlist. 

Wir haben hier immer mal wieder auf Filme, Serien, Dokus oder Podcasts, die Journalismus und Medien thematisieren, hingewiesen. Zukünftig machen wir das regelmäßig und starten dafür einen eigenen Newsletter. Du kannst ihn hier kostenlos abonnieren

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Viele Grüße
Marvin