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Dein Lese-Letter zur Wochenmitte
Kalenderwoche 6/2025
Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► ARD und ZDF sollen Gehälter weiterer Spitzenposten offenlegen – Volker Nünning über die Gründe und Bedenken der Anstalten (direkt zum Artikel)
► Nur fünf Kandidaten für fünf Posten – ein Blick in den Spiegel anlässlich der KG-Wahl (direkt zum Artikel)
► Diese „jungen Leute“ interessieren sich doch für Politik – Inhalte zur Bundestagswahl haben im Januar bei TikTok gut funktioniert, wie Simon Pycha analysiert hat (direkt zum Artikel)
► Der Deutsche Journalistenverband hat sich weitgehend von Twitter zurückgezogen, für den DJV Berlin-Brandenburg gilt das jedoch nicht – was man über die Landesgruppe wissen sollte, fasst Anna Ernst zusammen (direkt zum Artikel)
► Um den Pluralismus in der Medienlandschaft müssen wir uns keine Sorgen machen – um jenen bei Bild und Spiegel schon eher (am Ende des Newsletters)
Mehr Licht im „Schattenreich“
Wenn wir an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk denken, dann fallen uns die Sender von ARD, ZDF und Deutschlandradio ein. Wer sich ein bisschen mehr mit der Materie befasst, dem kommt vielleicht noch die große Produktionstochter ARD-Degeto in den Sinn. Dass es von kommerziellen Unternehmen wie diesem aber mehr als 170 gibt, das dürften wohl die wenigsten auf dem Schirm haben – geschweige denn, wer sie sind und was sie machen.
Auch ich bin immer wieder überrascht über die Größe dieses „Schattenreichs“, wie der Medienrechtler Reinhart Ricker es einmal genannt hat. Angesichts der Reformdebatten rund um den von der Allgemeinheit finanzierten Rundfunk scheint es vollkommen richtig, die dunklen Ecken auszuleuchten und sich von dem zu verabschieden, was nicht vom öffentlich-rechtlichen Auftrag gedeckt ist. Dass dies passieren könnte, legt eine neue Entscheidung der Ministerpräsidenten nahe.
So hat die Politik beschlossen, dass zukünftig nur noch kommerzielle Tochterunternehmen gegründet werden dürfen, wenn sie die Erfüllung des Programmauftrages effizienter machen. Bestehende Unternehmen und Beteiligungen sollen alle zwei Jahre überprüft werden. Der offensichtliche Haken: Was zur Effizienz und Erfüllung des Auftrages beiträgt, dürfte in vielen Fällen Auslegungssache sein. Umso erfreulicher ist weitere Transparenz, die es laut den Recherchen meines Kollegen Volker Nünning auch geben soll – und zwar bei den immer wieder diskutierten Gehältern.
So sollen die Anstalten dafür sorgen, dass die Konditionen der jeweiligen Geschäftsführungen offengelegt werden. Das ist auch deshalb interessant, weil über die Gehaltsstrukturen im kommerziell ausgerichteten Bereich des öffentlich-rechtlichen Sektors wenig bekannt ist.
Dass das den Anstalten wenig in den Kram passt, ist kaum verwunderlich. Mehr über die Begründung und weitere Details rund um die Entscheidungen erfährst du im Artikel.
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► Laut Stern-Reporterin Miriam Hollstein soll ein Parteifunktionär, Bild- und Tonaufnahmen beim kirchlichen Auftakt vor dem CDU-Parteitag verhindert haben (mehr erfahren).
► Die Nordwest-Zeitung macht zur Bundestagswahl alle Politik-Inhalte und die Kommentarspalte frei zugänglich (mehr erfahren).
► Nach Falschberichten: Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar nimmt die Entschuldigung des RBB vorerst nicht an (mehr erfahren).
► Sparmaßnahmen beim SWR: Der Sender reduziert seine Studioflächen in Baden-Baden und will den Tatort und weitere Produktionen ab 2026 an externe Produktionsfirmen vergeben (mehr erfahren).
► Die ARD wehrt sich mit einer Studie gegen den BDZV: Nur 13 Prozent ihrer Nutzer würden ohne ÖRR-Portale zu kostenlosen Angeboten von Zeitungen wechseln (mehr erfahren).
► Neues Geschäftsmodell der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA: Unternehmen sollen dafür zahlen, dass ihre Leute als Experten zu Wort kommen (mehr erfahren).
► Vor etwa einem Jahrzehnt hat die britische Sun ihre Paywall bewusst abgeschafft. Jetzt hat sie eine neue Paid-Strategie und ruft den Sun Club ins Leben, berichtet der Guardian (mehr erfahren).
► Nach dem Auftritt von Alice Weidel bei Caren Miosga fordert der Übermedien-Autor Michael Kraske in einem Kommentar: „Hört auf, die AfD in Talkshows einzuladen!” (mehr erfahren)
► Schämt sich für ihre Zunft: Lisa Brack, stellvertretende Chefredakteurin von efahrer.com, kritisiert das schlechte Benehmen männlicher Kollegen bei Pressereisen (mehr erfahren).
Bild, Spiegel und die gemeinsame Lust an der Kampagne
Wäre Olaf Scholz weder Politiker noch Anwalt für Arbeitsrecht geworden, würde ich ihn heute vielleicht „Kollege“ nennen. Zumindest lässt sich beim Bundeskanzler eine gewisse Passion für Medienkritik ausmachen – zumindest immer dann, wenn er sichtlich unter Druck steht.
Wir erinnern uns: Im vergangenen September, als die Ampel unkontrolliert flackerte, holte Scholz zur Medienschelte aus. Im Interview mit dem Tagesspiegel warf er allen voran der Hauptstadtpresse vor, Politik als eine Seifenoper zu betrachten. „Wir machen hier aber keine neue Folge von 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten' – es geht doch um Politik.“ Am vergangenen Wochenende gab es eine Fortsetzung.
Bei einer Veranstaltung des Hamburger Abendblatts warf Scholz der Zeitung mit „vier Buchstaben“ vor, die „Pressestelle der CDU“ zu sein. In der Tat: Wer in den vergangenen Tagen die Bild-Berichterstattung verfolgt hat, konnte sich nur verwundert die Augen reiben.
Als Friedrich Merz am Freitag mit seinem Asylplan scheiterte, attestierte Springers Boulevardportal Grünen und SPD eine „AfD-Strategie“. Die Unionspolitiker, die die Abstimmung über Merz’ Vorhaben „schwänzten“, stellte die Redaktion auf ihrer Homepage sogar an den Pranger. Die Homepage sah zeitweise so aus:
Was Olaf Scholz freuen kann, uns Medienjournalisten und auch Deutschlands Medienkonsumenten aber nicht: In anderen Medien scheint das Pendel ebenso unkontrolliert in die andere Richtung auszuschlagen.
Ein Nachrichtenmagazin mit sieben Buchstaben tut dem Bundeskanzler zwar nicht den Gefallen, den Sozialdemokraten die Pressearbeit abzunehmen. Dafür stellt der Spiegel unter Beweis, das Handwerk des Kampagnenjournalismus ebenso zu beherrschen wie die gerne kritisierte Bild. Ex–Bild-Chefredakteur Johannes Boie hat einiges davon in einem Thread bei X dokumentiert. Das Unionsbashing geht dabei sogar so weit, dass den Konservativen in einer Kolumne Missstände angelastet wurden, die letztlich in SPD-Verantwortung fallen (hier dokumentiert von Welt-Herausgeber Ulf Poschardt).
Was lernen wir? Um den Pluralismus in der Medienlandschaft müssen wir uns im Wahlkampf keine allzu großen Sorgen machen. Um jenen innerhalb einzelner Redaktionen hingegen schon.
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Viele Grüße
Marvin