Dein Lese-Letter zur Wochenmitte

Kalenderwoche 5/2025

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

Der NDR sucht einen neuen Intendanten. Stallgeruch soll bei Bewerbungen von Vorteil sein. Aber ist das gut für den Sender? (Editorial)

Wer die aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Joachim Knuth sind, hat Volker Nünning recherchiert. (direkt zum Artikel)

Wie rechtfertigt man irreführende Schlagzeilen von Regenbogen-Blättern? Die Funke Mediengruppe schickte dem Presserat erstaunliche Argumente. (direkt zum Artikel)

Neue Termine: Sascha Bossen hilft dir, Abo-Conversions und Retention zu verbessern, Simon Pycha bei der Reichweitensteigerung auf TikTok und Patrick Egger und Michael de Gelmini im Umgang mit KI. (zu den Events)

Eine Liste mit falschem Platz 1: Wie sinnvoll ist die Auflistung der Superreichen im Manager Magazin noch? (am Ende des Newsletters)

Eau de Hambourg

Im hohen Norden weht eine steife Brise. Doch selbst die kommt gegen den gut konservierten Stallgeruch beim NDR in Hamburg nicht an. Wer dort Karriere machen will, sollte sich frühzeitig für einen öffentlich-rechtlichen Werdegang entschieden haben: Spitzenposten gehen oft an diejenigen, die dem NDR und der ARD schon seit der Ausbildung treu gedient haben. 

Anders als in privatwirtschaftlichen Unternehmen holen sich öffentlich-rechtliche Anstalten selten Topkräfte von außen, wie mein Kollege Volker Nünning schreibt. Für Medieninsider hat er in dieser Woche exklusiv die Anwärter recherchiert, die als Nachfolge für Intendant Joachim Knuth gehandelt werden. Dabei zeichnet sich schon jetzt ab, dass es einmal mehr auf eine interne Lösung hinauslaufen wird. Auch Knuth selbst war mehr als 30 Jahre für den Sender tätig, bevor er im Sommer 2019 zum Intendanten gewählt wurde. Reichlich Eau de Hambourg im Lebenslauf ist für Bewerber statistisch also von Vorteil. 

Aber wäre frischer Wind von außen in Reformzeiten nicht besser? Mit Führungspersönlichkeiten, die Erfahrungen aus privaten Medienunternehmen mitbringen? 

Mit der bisherigen Praxis setzt sich auch Julia Jäkel kritisch auseinander. Die ehemalige CEO von Gruner + Jahr ist geografisch wie familiär nah dran am öffentlich-rechtlichen System und trotzdem weit genug weg. 2023 wurde sie Vorsitzende des Zukunftsrats, der Vorschläge für Reformen erarbeitet hat. Meinem Kollegen Volker Nünning sagt sie unter anderem, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei „zu einem hermetisch abgeschlossenen System geworden“. Gleichzeitig macht sie einen Vorschlag, wie sich das mit Blick auf die Senderspitze ändern ließe.

Wie gut kennst du dich in der XR-Branche aus?
Jetzt mitraten!

Was passiert gerade in der XR-Szene in Bayern? An welchen immersiven Innovationen arbeiten Unternehmen und Bildungseinrichtungen? Und wie arbeitet die Kreativszene mit Virtual Reality?

Antworten darauf liefert der neue Report „XR IS NOW: Immersive Welten für Business, Bildung und Kreativität“ von XPLR: MEDIA in Bavaria mit Expert:innen-Interviews und bayerischen Best Cases. Bevor wir dir alle Insights und Learnings verraten, kannst du hier dein Branchen-Wissen unter Beweis stellen:

Welches bayerische Entwicklerstudio hat 2024 den Apple Design Award für die XR-App „djay“ gewonnen?

Die richtige Antwort findest du auch im neuen Report „XR IS NOW: Immersive Welten für Business, Bildung und Kreativität“ von XPLR: MEDIA in Bavaria.

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Entdecken Sie weitere Highlights im Kongressprogramm:

Alle Veranstaltungen findest du auf medieninsider.com/events

► ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Andreas Wiele will nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Das hat auch mit dem Machtkampf in Gesellschafterkreisen zu tun (mehr erfahren).

► „Barely breakeven“: Elon Musk beklagt sich laut Wall Street Journal intern über das schwierige Geschäft von X (vormals Twitter) (mehr erfahren)

 Das Schweizer Medienhaus Ringier muss Ex-Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin über 300.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Die Summe soll dem Gewinn entsprechen, den das Medienhaus mit rechtswidrigen Berichten gemacht hat (mehr erfahren)

► Der BDZV kritisiert, dass die Deutsche Welle als Staatssender jetzt auch ein eigenes E-Paper veröffentlicht (mehr erfahren)

► Eine Zeugin, die es nie gab? Der RBB attestiert sich „schwerwiegende Fehler“ in der Causa Stefan Gelbhaar und kündigt eine „externe Untersuchung“ an (mehr erfahren)

► Ein SZ-Redakteur entschuldigt sich, nachdem er CDU-Chef Friedrich Merz bei X als „Führer“ bezeichnet hat. Der Politiker hatte das Vorgehen auf einer Pressekonferenz kritisiert, die SZ hat sich zwischenzeitlich von den Aussagen ihres Mitarbeiters distanziert (mehr erfahren). 

The Kyiv Independent war eine Antwort auf von Oligarchen unterwanderte Medien in der Ukraine, wurde mit dem Krieg zur internationalen Nachrichteninstanz. The Fix beschreibt, wie sich das Portal trotz der schwierigen Umstände auch geschäftlich weiterentwickelt (mehr erfahren)

► TikTok entfernt innerhalb der EU die meisten Inhalte, gefolgt von Facebook. Der Spiegel hat die Daten ausgewertet (mehr erfahren)

Eine Liste mit falschem Platz 1

Der freie Rechercheur Andreas Bornefeld hat schon häufig über seinen besonderen Beruf gesprochen, zuletzt vor wenigen Tagen im Interview mit der Zeit. Seit gut 30 Jahren pflegt er eine Datenbank, die auf mehr als 7000 Seiten alle Informationen zu den Superreichen des Landes enthält. Einmal im Jahr wird sie besonders wichtig: Dann veröffentlicht das Manager Magazin seine Liste mit den 500 reichsten Deutschen. So geschehen zuletzt im Oktober 2024.

Keine Frage, die Recherchearbeit ist enorm aufwändig und für Journalisten ein wertvoller Einblick in die Finanzaktivitäten der reichsten Unternehmer Deutschlands. Doch wie aussagekräftig ist diese Liste überhaupt noch?

Wie die FAZ zu Wochenbeginn berichtete, hat Medienanwalt Christian Schertz für einen wohlhabenden Unternehmer, der seinen Namen von der 500er-Liste tilgen wollte, einen Erfolg vor dem OLG Köln errungen. Demnach machte der Unternehmer geltend, dass er seit 2022 gar nicht mehr Deutscher sei. Das Gericht soll auch gelten lassen haben, dass er sich durch die Präsenz auf der Liste „dem Risiko von Anfeindungen, Gefährdungen sowie von Hass und Neid ausgesetzt” sieht. 

„Mit diesem Argument des ‘Zwangsoutings’ durchzudringen, ist neu”, kommentiert der Medienrechtler Dominik Höch auf LinkedIn. Seine Prognose: „Berichterstattungen über die privaten Vermögensverhältnisse auch sehr vermögender Menschen könnten in Zukunft schwieriger werden.” 

Im Fall des betroffenen Unternehmers nennt das Manager Magazin den Namen laut FAZ nun aber weiterhin – bislang habe man lediglich einen Hinweis ergänzt, dass der Mann nicht mehr Deutscher sei. In anderen Fällen hingegen verschwanden Namen bereits von der Liste. Und das sind so viele, dass die Publikation schon jetzt deutlich an Aussagekraft einbüßen musste.

2023 veröffentlichte das ZDF eine Recherche zu dem Thema. Das Ergebnis: Deutschlands Milliardäre besäßen mindestens 500 Milliarden Euro mehr als Reichenlisten bisher angenommen hätten. Mindestens elf Milliardäre würden auf der Reichenliste des Manager Magazins demnach fehlen, „auch auf den vorderen Plätzen“. Das Manager Magazin habe damals auf Anfrage bestätigt, „dass in der Tat einige reiche Familien vor Jahren juristisch gegen die Liste vorgegangen seien und man sich verpflichtet habe, diese nicht zu nennen”. 

Schon vom ersten Platz an ist die abgedruckte Liste seit Langem wohl lückenhaft. Aktuell steht dort der Lidl-Gründer Dieter Schwarz. Die wohl reichste Familie Deutschlands, die Familie hinter dem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim, wird hingegen nicht genannt. Und womöglich könnten es bald noch größere Lücken werden. Ergeben solche Listen dann noch einen Sinn?

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Anna