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Dein Lese-Letter zur Wochenmitte
Kalenderwoche 02/2025
Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Ein Aufsichtsrat von Axel Springer glaubt, redaktionell mitmischen zu müssen – Grund genug sich anzusehen, was ihn inhaltlich so bewegt (Editorial)
► Wie kam der Artikel von Elon Musk bei der Welt zustande? Martín Varsavsky erklärt, die Idee gehabt und vermittelt zu haben (direkt zum Artikel).
► Protest vor Veröffentlichung, sensationelle Konvertierungszahlen, personelle Kündigungen – zahlreiche Hintergründe rund um den umstrittenen Gastbeitrag
► Ein Ampelkritiker an der Spitze: Volker Nünning hat für das Jahr 2024 ausgewertet, welche ARD-Journalisten die meisten Tagesthemen-Kommentare gesprochen haben (direkt zum Artikel)
► Bestens bezahlte Ermittler: Was die Schauspieler des Tatort aus Köln verdienen und wie hoch die Produktionskosten sind (direkt zum Artikel)
► Jung, digital, 40.000 Abonnenten: CEO Tav Klingaard erklärt Alexandra Borchardt, wie das skandinavische Journalismus-Startup Zetland erfolgreich wurde und nun expandiert (direkt zum Artikel)
► Öffentlich-rechtliche Kanäle dominieren weiter die TikTok-Charts von Medieninsider – ein Newcomer war im Dezember besonders erfolgreich, wie Simon Pycha analysiert (direkt zum Artikel)
► Die digitalen Plattform gewinnen immer mehr Einfluss – und ihre Kontrolleure blockieren sich gegenseitig, wie Hermann von Engelbrechten in seiner Kolumne vor Augen führt (direkt zum Artikel)
► Medientrends, TikTok, Paid Content, künstliche Intelligenz: Wir starten ins Jahr mit zahlreichen neuen Workshop und Events – jetzt mehr erfahren und einen der limitierten Plätze sichern
► Ein falscher Standard im Qualitätsjournalismus (am Ende des Newsletters)
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Die Aufgabe eines Aufsichtsrates ist relativ einfach erklärt: Wer im Kontrollgremium eines Unternehmens sitzt, trägt Sorge dafür, dass allen voran das Management sauber arbeitet und die Unternehmensstrategie gewissenhaft umgesetzt wird – ins operative Geschäft einzugreifen, steht den Kontrolleuren hingegen nicht zu.
Nun ist bei Axel Springer bekanntermaßen vieles anders. Wie ich an anderer Stelle schon einmal festgehalten habe, wird mit der Neuaufstellung des Unternehmens auch das Prinzip Kontrollgremium ad absurdum geführt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass auch Martín Varsavsky seine Aufgabe offenbar nicht verstanden hat.
Das Aufsichtsratsmitglied des Medienkonzerns will es gewesen sein, der Welt-Chefredakteurin Jennifer Wilton den Gastbeitrag von Elon Musk vorgeschlagen zu haben. Weder ihr noch der Redaktion hat er damit einen Gefallen getan. Schon allein der Eindruck, ein Aufsichtsratsmitglied – das im Hauptjob ganz anderen Tätigkeiten nachgeht – könnte Einfluss auf operative oder gar redaktionelle Prozesse nehmen, sollte genauso dringend vermieden werden wie der Eindruck, dass sich eine Chefredaktion dem nicht widersetzen kann.
Nun, da sich der Aufsichtsrat offenbar brennend für die Inhalte der Springer-Medien interessiert, lohnt sich ein Blick darauf, was Varsavsky inhaltlich so beschäftigt. Der gebürtige Argentinier ist mit Telekommunikationsgeschäften erfolgreich geworden, befasst sich mittlerweile aber mit dem Trendthema der künstlichen Befruchtung. Darüber hinaus ist er jüdischen Glaubens und ein Kämpfer für das Existenzrecht Israels und gegen Antisemitismus und islamistischen Terror. Nur geht das – sagen wir mal vorsichtig – mit einer ziemlich einseitigen Betrachtungsweise des Islam einher.
Wer durch Vasarvskys Twitter-Profil scrollt, gewinnt das Bild eines Mannes, den nichts anderes beschäftigt als die Islamisierung der Welt. Darunter Tweets und Retweets wie diese:
Jaja, Meinungsfreiheit. Meinungsfreiheit ist eine tolle Sache – vor allem dann, wenn man sie zu nutzen weiß, um besser zu differenzieren.
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Was passiert gerade in der XR-Szene in Bayern? An welchen immersiven Innovationen arbeiten Unternehmen und Bildungseinrichtungen? Und wie arbeitet die Kreativszene mit Virtual Reality?
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In welchem bayerischen Theater wurde E.T.A Hoffmanns „Der Sandmann“ als VR-Produktion hergestellt?
Referent: Sascha Bossen
Termin: 15.01.2025
Referent: Simon Pycha
Termin: 24.01.2025
Referent: Konrad Weber
Termin: 27.01.2025
Alle Veranstaltungen findest du auf medieninsider.com/events
► Auch Welt-Autorin Hannah Lühmann hält den vorzeitig geschassten Titel, Thesen, Temperamente-Moderator Thilo Mischke für die falsche Wahl, stellt der ARD im Umgang mit der Causa aber ein „Armutszeugnis“ aus (mehr erfahren).
► ARD-Programmchefin Christine Strobl kritisiert bei der DPA hingegen die Form der Debatte, die über die Berufung von Thilo Mischke geführt wurde. Eine ausgeruhte Diskussion sei gar nicht mehr möglich gewesen (mehr erfahren).
► Ganz im Sinne der Apotheker: Boris Rosenkranz zeigt bei Übermedien auf, wie Burdas Medien Anzeigen und Redaktion miteinander vermischen (mehr erfahren)
► Bei der Washington Post wirft eine Karikaturistin hin, nachdem eine gegenüber Eigentümer Jeff Bezos kritische Zeichnung abgelehnt wurde. Nina Rehfeld beschreibt in der FAZ wie Bezos das Traditionsblatt „ruiniert“ (mehr erfahren).
► Das chinesische KI-Modell Deepseek ist auf dem Vormarsch. Marcus Schwarze hat den ChatGPT-Konkurrenten für FAZ Pro analysiert. Er sei inhaltlich konkurrenzfähig, dafür auch noch günstiger. Trotzdem sei Misstrauen angebracht (mehr erfahren).
► „Wir werden zu unseren Wurzeln zurückkehren.“ Meta-CEO Mark Zuckerberg kündigt nach der US-Wahl eine Änderung der Moderationsregeln bei Facebook und Instagram an – zunächst in den USA stellt der Konzern die Arbeit mit externen Faktencheckern ein (mehr erfahren)
► „Viele alteingesessene Unternehmen sind darauf nicht vorbereitet.“ Jacob Donelly analysiert bei A Media Operator die Fragmentierung im Medienmarkt und glaubt, dass sich etablierter Medienhäuser langsamer transformieren als neue Wettbewerber mit Nischenmedien wachsen (mehr erfahren)
► Die Fotoagenturen Getty Images und Shutterstock gehen zusammen. Das fusionierte Unternehmen soll Getty Images Holdings heißen und eine Marktkapitalisierung von 3,7 Milliarden Dollar erreichen. Die Fusion soll „Kostensynergien“ von bis zu 200 Millionen Euro ermöglichen (mehr erfahren)
Der falsche Standard im Qualitätsjournalismus
Der Tagesspiegel hatte in der Berichterstattung über die Medienbranche mal so etwas wie einen eigenen Anspruch. Seit er seine Medienseite im Gedruckten eingestellt hat und Lücken durch ausgeschiedene Medienredakteure nicht adäquat aufgefüllt worden sind, kann ich den immer weniger erkennen. Jetzt greift man beim „Leitmedium aus der Hauptstadt“ auf das zurück, was man immer macht, wenn man den Schein wahren will: Auf ein paar flotte Kommentare (meinen kann man immer), Rezensionen, Agenturmaterial und auf das ‘Handwerk’ des so genannten Aggregierens. Dabei ‘greift’ man dann Texte anderer Medien ‘auf’, also ‘zitiert’ sie ‘ausführlich’– letztlich schreibt man sie halt ab.
In der Berichterstattung über den Gastbeitrag von Elon Musk in der Welt beispielsweise war ein Redakteur in den vergangenen Tagen offenbar mit nichts anderem beschäftigt, als aufwendig erstellte und recherchierte Inhalte anderer Medien in Windeseile zusammenzuklauben. Es war ein bemerkenswerter Einsatz eines ehemaligen Springer-Angestellten zu beobachten, der sich zugleich im Vorstand des Deutschen Journalistenverbandes engagiert (der ja gleichermaßen für faire Rahmenbedingungen im Journalismus kämpft).
Ohne Frage: Die Debatte um den Musk-Beitrag hat eine umfassende Dimension. Das öffentliche Interesse ist groß. Besonders deshalb sollte es Journalisten ein Anliegen sein, möglichst viel zu recherchieren. Die Eigeninitiative des Tagesspiegels aber: naja. Überhaupt brachte die Redaktion in der Musk-Causa lediglich einen Artikel, der so etwas wie eine eigene Schöpfungshöhe hatte: eine ausführlich begründete Spekulation darüber, ob der Musk-Text vielleicht von einer KI geschrieben wurde.
Die Unsitte des Abschreibens steigert sich noch einmal, wenn das Abgeschriebene abgeschrieben wird. Dass Hans Martin Tillack seine Kündigung bei der Welt eingereicht hat, führt der Aggregationsapparat Turi2 auf „Medienberichte“ zurück. Tatsächlich aber gibt es nur einen: Der zitierte Tagesspiegel-Beitrag baut aber einzig und allein auf dem von Medieninsider auf. Kein gutes Zeichen, wenn der Medienjournalismus selbst mit einem solchen Beispiel vorangeht.
Getoppt hat das alles in den vergangenen Tagen nur der Standard aus Österreich. Auch er ‘griff’ einen Artikel von Medieninsider auf – und hat es dabei auch noch geschafft, jeden recherchierten Fakt (wirklich jeden!) falsch abzuschreiben. Das wirkt dann nur noch besinnungslos. Gekümmert hat es keinen. Zumindest nicht in der Redaktion. Seit eineinhalb Wochen steht der Text nun unverändert online.
Unter seinen Texten wirbt der Standard übrigens dafür, ihn durch freiwillige Geldbeiträge zu unterstützen. Unter anderem so:
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Viele Grüße
Marvin